Corsin - Heebacha Valley - Mayer Estate
irgendwann vor dem Aufbruch der "Doomhammer" nach Charmath
Langsam senkte sich die Sonne über der Heebacha Valley, einer der malerischten Gegenden Corsins. Das goldrote Licht spiegelte sich von der Oberfläche des reissenden Heebacha Flusses wieder und tauchte das Tal in ein prachtvolles Farbenkleid.
Obwohl in relativer Nähe zur Hauptstadt gelegen, herrschte in dieser Gegend zumeist Ruhe. Strikte Flugverbote und strenge Umweltvorschriften der Regierung, hatten den Flair dieses Ortes bewahrt und schattige Wälder, der prächtige Heebacha und majestätische Berge boten der Hochfinanz mit dem Bedürfnis nach Ruhe nicht nur ein traumhaftes Ambiente, sondern zudem Schutz vor neugierigen Blicken und kriminellen Machenschaften der Großstädter.
Auch in dieser Abendstunde lag das Tal friedlich da, nur gelegentlich machte hier und da ein Tier mit einem Ruf auf sich aufmerksam. Der Wind wehte sanft durch die noch dichten Wipfel und nahm gelegentlich einige der rotbraunen Blätter mit auf die Reise - der Herbst zeichnete das Tal und bald schon würde die ansonsten so prachtvolle Fauna unter einer dicken Schneeschicht begraben sein und der Zeit der Freuden und des Genusses, würde eine Zeit der Kälte folgen und nur wer stark ist und vorgesorgt hat, würde den Winter überstehen.
Doch etwas drohte den Frieden dieses Tales zu stören. Es war ein kleiner Gleiter, durch die Flugsperre gezwungen seinen Weg nur wenige Meter über dem Boden, einer angelegten Trasse entlang zu bestreiten. Ansonsten war weit und breit kein Gefährt auf dieser Route unterwegs, wie zumeist. Auch einige aufgeschreckte Vögel schienen ihren Protest über diesen störenden Lärm kundtun zu wollen, indem sie aus den nahen Bäumen mit lautem Kreischen davonstoben. Dabei erzeugte das kleine Gefährt nun wirklich kaum mehr Lärm als es die Vögel nun taten, denn es bewegte sich nur sehr langsam fort, ganz dem Wunsch seines Fahrers entsprechend.
Richie hatte es nicht eilig sein Ziel zu erreichen, zum allerersten Mal freute er sich nicht darauf nach Hause zu kommen. Allerlei Gedanken begleiteten ihn, seit er von Flax aufgebrochen war und waren nur noch dichter geworden, als er in Arvena einen Gleiter des Konzerns seines Vaters bestiegen hatte, um sich auf den Weg zum Familienanwesen zu machen. Einige dieser Gedanken waren so erschreckend und krank, dass er manches Mal selbst davon zusammenzuckte, andere waren so trivial, dass er sich gerade deswegen daran festzuklammern suchte, doch auch sie verschwanden schnell wieder in dem Chaos aus Gedanken und Gefühlen, dass von ihm Besitz ergriffen hatte. Mal um mal hatte er den nahenden Moment durchdacht, immer wieder hatte er ihn hinausgeschoben, glaubte einen anderen Weg gefunden zu haben. Dieses Mal jedoch würde es ernst werden, an eine Umkehr war nun nicht mehr zu denken.
Leere deinen Geist! Lass dich von deinem Streben nach Kraft und Stärke leiten! Spüre die Wut, die Wut darüber in deinem neuen Potential beschränkt zu werden! hallten immer wieder belehrende Stimmen in seinem Kopf. Die eine war die seines Meisters, die andere seine eigene.
Eine letzte Kurve und schließlich lag es vor ihm, gebettet in den Schutz der Berge, das Anwesen der Familie Mayer, seiner Familie.
Während der Gleiter die letzten Kilometer auf das Tor der Zufahrt hin zurücklegte, wanderte Richies Blick die lange Außentreppen entlang, die in die Hügelwand gemeißelt, den Aufweg von der Zufahrt hinauf in den Vorderhof darstellte. Sie würde ein schwerer Gang sein und ihn auf den Rest des Abends einstimmen. Vom Gleiterhangar aus den Turbolift zu nehmen, stand ihm heute nicht im Sinn.
Zwar hatte er seinen Besuch nicht angekündigt aber natürlich erkannte ihn das Wachpersonal am Zufahrtstor auf Anhieb, auch wenn er eigentlich ein seltener Gast in diesem Haus war. Kurz darauf, war der Gleiter geparkt und Richie erklomm Stufe für Stufe der steinernen Treppe, bis er schließlich im begrünten Vorderhof vor dem Haupthaus des Anwesens stand. Ein letztes Mal drehte er sich um, weg von der schweren Bürde, die er auf sich laden würden müsse. Da lag es, sein geliebtes Heebacha Tal in einem trügerischen Frieden und als ob sie bereits vor Richie selbst wüsste, was der Abend bringen würde, als ob sie seinen inneren Konflikt verhöhnen wollte, malte die untergehende Sonne die passende Farbe darüber
Blutrot...