Bordleben der MMC Obscuria

  • Umfunktionierter Hochsicherheitslagerraum (WLC Aegis)

    ZI 080926 n.E.

    Fast alleine




    Es ist… völlig anders als ich es mir vorgestellt habe“, antwortet die junge Kommandantin mit überraschten Unterton an ein kleines flackerndes Abbild eines hochgewachsenen Mannes in verzierter Kutte. In ihren von einer Heterochromie geplagten Augen spiegelten sich die Umrisse einer Steintafel wieder.


    Kaum zu glauben was wir für dieses Etwas alles geben mussten… was wir verloren haben“, fährt sie fortwährend der Mann im Holoprojektor zu ihr emporschaut und sie mit konzentrierten Blicken die Tafel, die vor ihr auf einer Anrichte aufgebahrt war, absuchte, als würde sie nach einem Detail suchen; Etwas, was ihr auffallen müsste. Ihre Hände waren gehüllt in Vinyl Handschuhen und mit der einstudierten Sanftmut einer Ärztin strich sie über die raue, felsige Oberfläche und die goldenen Buchstaben, die darin eingraviert waren. Vielleicht war das Edelmetall es nach so vielen Jahrtausenden satt zu funkeln und zu leuchten. Vielleicht war es auch einfach nur von einer festen Schicht Schmutz und Staub bedeckt. Doch die Droiden, die sonst dieses Artefakt mit ihren Lasern haargenau abtasteten, störten sich nicht an dem Dreck. Und Camilla selbst störte es somit auch nicht. Sie entfernte ihre Hände vom Artefakt und stützt sich damit auf die Anrichte. Mit gefassten Miene suchte sie nun den Blickkontakt zum Holo-Männchen.


    Sie verstehen diese Buchstaben... diesen Code... oder was auch immer darauf eingraviert ist. Nach den Informationen des Oberkommandos verraten die Schriftzeichen uns die Position eines Planeten“, hebt sie mit fokussiertem Blick und gestärkter Miene an, aber dennoch schaffte Camilla es nicht ihre tendenzielle Unsicherheit in der Stimme zu überspielen.


    Die Stimme des Mannes war durchdrungen von einem melancholischen Ton, der ungewöhnliche Ruhe für ein Mann seines Standes ausstrahlte: „Seit Jahrzehnten beschäftige ich mich mit den Artefakten der alten Sith, Rear Admiral. Die Bruchstücke, die sie gesammelt haben, komplementierten meine Sammlung. Mithilfe der Ergebnisses Ihrer Droiden und meines Wissens, bin ich zuversichtlich, dass Sie und das Oberkommando schon bald wissen werden, wo genau Proto-Thau zu lokalisieren ist. Doch vermag auch ich nicht zu erahnen, was Sie dort erwarten könnte. Wenn Sie mir erlauben zu mutmaßen, dann kann ich Ihnen bislang lediglich erzählen, dass die Verfasser dieser Tafeln selbst nur über eine Beobachtung berichteten. Sie werden auf Sicht agieren müssen.


    Daraufhin seufzte die junge Kommandantin schwer. Sie mochte es vorbereitet zu sein. Und auch merkte sie wie ein wenig Unmut in ihr entflammte, weil sie nicht noch mehr Informationen aus der Tafel herauskitzelten konnten. Häufig war es ihr Tick in solchen Momenten ihre Unsicherheit zu verbergen, meistens in dem sie sich durch die Haare streift. Nun allerdings schwieg Camilla und starrte mit leerem Blick auf das Artefakt als könnte sie es dadurch dazu zwingen ihren Fragen zu antworten.
    Das Einzige, was ertönte, war jedoch erneut die Stimme der Gestalt in Kutte: „Miss Hawes, Ich werde mich bald wieder bei Ihnen melden. Vielleicht werden Ihre Fragen dann beantwortet sein.


    Noch bevor die Grauhaarige antworten konnte, verwischte das Bild des Mannes und der Projektor erlosch.

  • Camilla Chloe Hawes

    Hat den Titel des Themas von „Bordleben der ISD III Dominion“ zu „Bordleben der MMC Obscuria“ geändert.
  • Die schwache Systemsonne küsste die spärliche Vegetation der Landstriche um die schier nicht enden wollende Wüste an Beton, Hallen, Türmen und kleineren Gebäuden herum. Die Systemzeit betrug 3:43 Uhr - Sonnenaufgang für die sommerliche Südhalbugel des Planeten, wobei Jahreszeiten hier kaum ausschlaggebend waren. Eventuell war es mal ein paar Tage lang kälter oder wärmer als in der übrigen Zeit - mehr passierte nicht. Auch schön war zusehen, wie sich die schwachen, rötlichen Sonnenstrahlen in der von einem mysteriösen, schwachen violetten Dunst geprägten Atmosphäre ihren Weg durch den Asteroidenring kämpften. Sie, die Admirälin des Schiffes von dessen Brücke man diese herrliche Szenerie gut betrachten konnte, könnte vermutlich Ewigkeiten hier sitzen und dem Licht bei seinem Spielchen zu sehen.


    Die Betonwüste war das neue Herzstück des 64. Expeditionsgeschwaders. Mit den Dimensionen einer Kleinstadt wurde hier auf Fondor begünstigt durch die ansässige Kampfschiffproduktion das Geschwaderhauptquartier errichtet. Gedankenverloren und in einem stetigen Rhythmus kratzte die Admirälin sich zurückgelehnt auf einem der Stühle der künftigen Waffen- & Systemoffiziere an der Nase. Eine für sie nur allzu sehr bekannte Retrospektive verklärt allmählich ihren Blick und führte ihr selbst ihre eigene Geschichte vor, genau zu diesem Zeitpunkt, aufbereitet mit einer Priese Selbstzweifel vor dem, was noch kommen mag, und der Melancholie von Dingen, die sie zurücklässt oder schon längst zurückgelassen hatte.


    Als erneut Stewjon, ihre Familie und ihre Freunde auf die imaginäre Bühne ihres Rückblicks traten, erwacht die Admirälin aus dem Tagtraum und schüttelt ihren von dichtem silbrig langen Haar bewachsenen Kopf. Seit ihrem Dienstantritt vor so vielen Jahren bereits hielt sie die Gedanken an ihre Herkunft hinter Schloss und Riegel zurück. Unweigerlich fuhr sie mit ihrer Hand über ihr tätowiertes Handgelenk. Der Nummer, die dort unvergesslich in ihre Haut gestochen war, wurden sonst immer böse Blicke geschenkt, aber so nicht heute.


    "Ein neuer Tag bricht an", flüsterte sie zu sich selbst und ließ ihren Blick nochmals über die Betonwüste streifen. Inzwischen hatte sich das Licht Kraft seines Amtes seinen Weg gebahnt und flutete immer mehr von Fondors Oberfläche. Ein Chronometer, welches eine der wenigen Lichtquellen hier auf der Brücke war, zeigt neben vielen anderen Details auch die Systemzeit: 3:55 Uhr.


    Mit einem kraftschöpfenden Lächeln betrachtete die Admirälin noch einmal die Brücke und bildet sich schemenhaft die Gestalten ein, die hier und dort in wenigen Stunden sein werden. Ihr Lächeln intensivierte sich bei dem Gedanken, dass einige sehr bekannte Gesichter darunter verweilen werden.


    "Rear Admiral Hawes, Ma'am, ich soll Sie darüber informieren, dass ...", hob ein Protokolldroide an, dessen Alter versucht wurde mit neuen Chassiselementen zu kaschieren. Doch der für dieses Modell charakteristische, kratzige Sprachprozessor ist geblieben. "..., dass die ersten Shuttles gleich landen werden?", beendete sie freimütig den Satz des Droiden, der dies danach hastig bestätigte. Elegant erhob Sie sich von einem der Stühle auf der Brücke.


    "Lassen Sie Captain Banovo wecken. Er möchte bestimmt nur ungern diesen Sonnenaufgang verpassen", befiehlt Sie dem Protokolldroiden mit einem Schmunzeln und verließ mit einem letzten Blick gen Sonne die Brücke.

  • Mannschaftsquarantänebereich (MMC Obscuria)

    ZI 170227 n.E.

    Mit dem Außenteam vom 160227 n.E.


    Das Surren der Belüftungsanlage und die verordnete Ruhe der Quarantäne hielt nicht unbedingt bei dem Ersten Offizier einkehr. Die fast schon sterile Umgebung wurde noch von den präzisen Angaben der Medizinischen Offiziere zur Dekontamination noch bedeutsam unterstrichen. Drei Durchgänge. Äußerlich, Innerlich und Psychologisch werden Sie hier 48h, wovon die ersten 12 absolviert waren, durchgeleuchtet. Die Situation erinnerte Ihn damals an die Zeit als die Ascendant fiel und er mit Biegen und Brechen auf diesem Planeten notlanden musste. Damals reichten zwar nur 24h und es kam Ihm damals wie eine Ewigkeit vor. Seine Gedanken drehten sich, um die Protokolle der letzten Einsätze und den Bedarfspläne der einzelnen Einrichtungen an Bord. Ein anderes Schiff, andere Aufgaben für Ihn.


    Seine Aufmerksamkeit wanderte durch den Raum. Einige schliefen, machten Mittagsschlaf oder holten diesen übernächtigt nach. Andere betätigten sich mit Rätselaufgaben oder körperlicher Ertüchtigung. Das Angebot zu Ersterem war reichhaltig gegeben und damals durch einen verantwortlichen Medizinischen offizier angeschaft worden, mit der Begründung, dass ein untätiger Geist bei einer spartanischen und zweckmäßigen Ausstattung verfällt. Die Logik war klar und nachvollziehbar, trotzdem gelang es damals nur mit ein oder zwei Trickzügen zu der gewünschten Ausstattung zu gelangen. Schließlich war man offiziell immer noch ein Teil der imperialen Navy.


    Er schloss die Protokolle und Akten auf dem Datapad und nahm Zugriff auf seinen Privaten Bereich der Datenbank. Eine Nachricht befand sich darin, abgeschickt vor einiger Zeit über Proxys und andere verschlüsselte Kanäle. Die Codierung war byssanisch.


  • Laboratorien (MMC Obscuria)

    ZI 270427 n.E.

    "Sie hatten mich hierher beordert - Petty Officer?" fragte die Stimme einer jungen, selbstbewussten Frau in ein chaotisches Labor hinein. Neben den noch recht ordentlich positionierten technischen Geräten stapelten sich bis unter die Decke etikettierte Kisten. Manchmal mit sauberer Handschrift geführte Bemerkungen über den Inhalt, den sie verwahrten und manchmal wilde Kritzeleien aus denen man in aller Regel nicht mehr nachvollziehen konnte, was sich darin verbarg. Ob dies nun gemessen an der Priorität der Arbeit, die hier verrichtet wurde, angemessen war, darüber ließ sich wahrlich streiten. Doch in erster Linie verspürte es seinen ganz eigenen Charme. Nicht zuletzt befanden sie sich im Moment in Sphären, die manche auch als den "wilden Raum" bezeichneten - und damit meinte die Rear Admiral, die gerade in die Stille hinein gefragt hatte, gewiss nicht das Labor."Ja. Ja, Miss Hawes! Wir haben es. Wir haben es gelöst. Es ist atemberaubend", antwortete Petty Officer Avalanche hektisch und mit ausufernder Begeisterung als er noch während seiner Begrüßung von seinem Stuhl aufsprang. In seiner Hektik vergaß er das PAD, welches bis eben noch auf seinen Schoß verweilte und nun krachend auf den kalten Laborboden gelandet war.


    Dass seine Begrüßung, oder der Fakt, dass er Rear Admiral Hawes befohlen hatte herzukommen, so gar nicht dazu passte, wie man sich einer Rear Admiral gegenüber zu verhalten hatte, ließ ihn offensichtlich kalt - und Hawes auch. Im Gegenteil sogar. Es machte für sie immer vieles leichter, wenn man sie "normal" behandelte. Und so schmunzelte sie über das Verhalten des manchmal sehr exzentrischen Petty Officers, gleichsam jedoch stieg Neugierde und das Interesse über den verkündeten Erfolg ins unermessliche. Während Avalanche sein PAD mit leicht zittrigen Händen aufhob, positionierte sie sich bereits hinter ihm.


    Er räusperte sich und bekämpfte merklich seine Aufregung. "Also...", hob er an und fing an auf seinem PAD in einstudierter Manier Daten aufzurufen. Ein Dokument mit Graphen, Tabellen und einigen Paragraphen an Text kam auf dem - trotz des Sturzes - unbeschädigten Display zum Vorschein: "Es ist ein Mineral." beendet er schließlich seinen Satz knapp. Eine Mischung aus Verwunderung und Erstaunen spielte sich auf dem Gesicht der Rear Admiral ab. Mit gehobenen Augenbrauen und leicht geöffneten Mund tritt sie näher an den Tisch, an dem der Petty Officer saß, und mustert die versiegelten Schalen mit einzelnen Proben. Erkennen konnte sie nichts. "Wir haben das Blut unserer Infizierten analysiert und auch die wenigen Proben, die wir von den Leichen der Andorra entnehmen konnten. Es ist ein Mineral. Sorgsam aufbereitet. Einen Zustand, den wir so in Natura noch nicht entdecken konnten", erklärt Avalanche weiter, streift sich dabei durch sein angegrautes leicht fettiges Haar und starrt ohne Unterlass auf die Proben vor sich. Es schien fast als würde er aus einem Gedächtnisprotokoll zitieren. Vielleicht tut er das sogar, überlegt sich Hawes. Er wird sich bereits viele Gedanken gemacht haben. Sonst hätte er sie nicht allzu fordernd hier in die Laboratorien beordert."Wir atmen es unbemerkt ein. Es bindet sich an Rezeptoren unserer Nervenbahnen und löst von dort die neurotischen Effekte aus, die wir an unseren unfreiwilligen Probanden feststellen durften. Und die Logbücher der Andorra geben Hinweis darauf, dass auch sie von den Effekten beeinträchtigt wurden."


    Hawes' ungleiches Augenpaar leuchtet bei Avalanches Ausführungen auf. Sie greift nach einer der Probenschälchen und hält sie nun genauer vor die Augen. Obwohl die silbrig haarige Kommandantin durch ihren Werdegang bereits so einiges an medizinischem Wissen gesammelt hatte, schien es fast surreal, dass der Fleck geronnenen Blutes in dieser Schale etwas enthielt, was solches Leid anrichten konnte. Avalanche berichtete indes weiter und wurde immer und immer ausschweifender bis Camilla schließlich ihre Hand hob, um ihm Einhalt zu gebieten: "Haben wir ein Gegenmittel?" fragte sie ruhig und legt das Schälchen wieder vorsichtig auf den gefliesten Tisch ab. Die Mimik des Xenobiologen verfinsterte sich ein wenig, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, Ma'am. Der Körper schafft es innerhalb eines halben bis ganzen Standardtag das Mineral wieder selbstständig abzustoßen. Es sei denn, Sie bleiben der einer kontaminierten Quelle ausgesetzt." Die Mundwinkel der Rear Admiral zuckten daraufhin Richtung Boden, beließ es allerdings vorerst bei einem Schweigen. Sie merkt, wie Avalanches Bein noch immer nervös zitterte und durchdringt die Stille im Raum dann mit einer weiteren Frage: "Wir kennen das Mineral also. Nur in diesem Zustand der Veredlung nicht. Schätzen Sie, wir könnten es selbstständig synthetisieren?". Mittlerweile hatte sie sich auf die andere Seite des Tisches gesellt und fixiert den nervösen Forscher vor sich mit ihren Augen.


    Avalanche antwortete diesmal nicht direkt. Es schien als würde er sich seine Antwort gut überlegen. "Wenn wir die Prozesse auf Otrage, die zu diesem Ergebnis führen, weiter erforschen... Ja, Ma'am. Dann könnten wir dies selbstständig herstellen. Aber wieso?" Sie reckt lächelnd den Hals und wendet sich dann zum Gehen, während Petty Officer Avalanche sie noch immer fragend anschaut.

    "Es ist wichtig, seinen Feinden immer ein Schritt voraus zu sein." antwortet sie ihm und verschwand in der Tür.