Brücke
Natsu Dragneel, Kate Sinn (frei für alle)
Kate stand mit steifen Schultern auf der Brücke des imperialen Sternenzerstörers und musterte den dunklen, sternenlosen Abgrund des Weltraums durch das riesige Panoramafenster. Die kühle Metalloberfläche der Brüstung fühlte sich unter ihren Fingern glatt und unnachgiebig an, als sie sich leicht nach vorne lehnte. Das monotone Summen der Maschinen, das gleichmäßige Piepen der Konsolen und das leise Murmeln der Offiziere bildeten einen vertrauten Hintergrund, der ihr half, die Ruhe zu bewahren.
"Ich bin mir nicht sicher," begann sie, ihre Stimme schneidend und doch faszinierend leise, "ob es wirklich darum geht, dass wir die Fäden gerne ziehen. Es ist viel mehr eine Lektion, die wir auf die harte Tour gelernt haben: Es ist unerlässlich, die Fäden selbst in den Händen zu halten. Denn sobald man diese Fäden verliert, gleitet einem auch die Kontrolle aus den Fingern, und das... das kann tödlich sein." Ihre blauen Augen funkelten wie kaltes Eis, gespenstisch in ihrem Ausdruck, während sie sich langsam zu Natsu Dragneel umdrehte.
Die Distanz zwischen ihnen schien für einen Moment wie eine greifbare Barriere, als Kate fortfuhr.
"Worte," sagte sie, während sie ihren Blick schweifen ließ, "können süß wie Honig sein, aber auch wie Gift durch die Adern brennen. Und in der Dunkelheit des Unbekannten ist es nahezu unmöglich, die Kontrolle zu wahren. Wer weiß, wohin diese ungezogenen Fäden führen? Welchen Abgrund wir ungewollt betreten?"
Die Lichter der Brücke warfen harte Schatten auf Kates Gesicht, als sie ihre Arme vor der Brust verschränkte, ihre Haltung eine Mischung aus defensiver Geschlossenheit und scharfer Wachsamkeit. "Möglichkeiten," fuhr sie fort, "zu schaffen, ist das Leichteste. Doch sie zu verstehen und richtig zu nutzen, das ist die wahre Kunst. Narben, Wunden, Schmerzen... Sie sind nicht dazu da, Möglichkeiten zu schaffen, sondern uns den Weg zu zeigen, wie man mit ihnen umgeht. Sie können Ketten oder Waffen sein, und manchmal wissen wir nicht, welches von beiden sie sind, bis es zu spät ist."
Sie hielt inne. "Wann," fragte sie schließlich, ihre Stimme so leise, dass nur Natsu sie hören konnte, "hast du das letzte Mal diese Maske, die du trägst, bewusst fallen gelassen? Ich bin sicher, es gibt diejenigen in deinem Orden, die dahinter schauen können, ob du es willst oder nicht. Aber wann hast du dich das letzte Mal entschieden, die Maske abzunehmen? Bevor der Mann zur Legende wurde... oder jemals danach?"
Sie konnte seinen Atem warm auf ihrer Haut spüren, wie eine leise, unerbittliche Präsenz, die keinen Raum ließ für Zweifel oder Flucht. Seine Augen, tief und undurchdringlich, fesselten ihren Blick.
Doch in diesen Augen lag auch eine Dunkelheit, ein verborgener Abgrund, in den sie sich zu stürzen fürchtete. Wenn sie doch nur die Macht so nutzen könnte, um hinter die eiserne Maske zu blicken, die er so geschickt trug. Aber sie war darauf beschränkt, die feinen Linien in seinem Gesicht zu lesen, die winzigen Zuckungen der Mundwinkel, die kaum wahrnehmbaren Veränderungen in der Spannung seiner Muskeln. Zeichen, die sie mit einer Präzision interpretierte, die über Jahre hinweg verfeinert worden war.
Ihre Stimme schnitt durch die Stille, so scharf wie ein Vibromesser, das an seiner Kehle ansetzt. "Ich kann nur eines sagen," begann sie, ihre Worte schwer und mit einer Härte durchdrungen, die nur eine Warnung sein konnte, "ich habe dich gewarnt. Wenn du mit mir spielst, wird es Wunden und Narben hinterlassen. Ich habe nie gelernt, einen Samen des Guten in jemandem zu wecken, ohne dass er durch das Tal des Schmerzes gehen musste. Und die, die es versuchten, haben oft den Preis dafür gezahlt, einen sehr hohen Preis."
Das Echo ihrer Worte vibrierte in der eisigen Luft der Brücke, als sie langsam ihre Hand hob und sie an seine Wange legte. Ihre Berührung war unerwartet sanft, doch nur einen Herzschlag später zog sie ihre Hand hastig zurück, als hätte sie das glühende Innere eines Lichtschwerts berührt. Ein flüchtiger Ausdruck des Schmerzes huschte über ihr Gesicht, bevor er von jener eisigen, berechnenden Kälte abgelöst wurde, die sie sich über Jahre hinweg angeeignet hatte.
"Nun gut," fuhr sie fort, ihre Stimme nun wieder in jener kontrollierten Neutralität, die keine Schwäche verriet. "Lass uns den Tanz beginnen. Wir werden sehen, wie lange wir diese Illusion aufrechterhalten können, bis die Masken fallen. Offenbart wird ob wir stark genug sind, den wahren Abgrund zu überstehen oder nur noch einer von uns unversehrt bleibt."
Ihr Blick blieb fest auf ihn gerichtet, ihre Augen so kalt und unerbittlich wie das Vakuum des Alls, das das Schiff umgab. Die Brücke fühlte sich plötzlich viel kleiner an, die unendliche Weite des Raumes, die durch die großen Sichtfenster zu sehen war, schien sich zusammenzuziehen, als würde sie die Spannung zwischen ihnen aufsaugen. Dies war kein einfaches Gespräch mehr, es war eine Herausforderung, ein Duell, bei dem nicht Lichtschwerter oder Blaster, sondern Worte und Blicke die Waffen waren.