Ort: An Bord der Valkyrie
Zeit: 010420 n.E.
Beteiligte: Briggs
Briggs schaute auf seine rechte Hand und sah zu, wie sich die Faust schloss und wieder öffnete. Der Chirurg auf der VAL hatte gute Arbeit geleistet, und sein Handgelenk war fast wieder vollkommen genesen.
Auch das taube Gefühl in den Fingern sollte langsam wieder vergehen...so jedenfalls die Prognose des Arztes. Er hatte ihm auch gesagt, dass der immer wiederkehrende stechende Schmerz dort, wo nun nur zwei verheilende Narben von seinen früheren Lekkus zeugten, langsam verschwinden würde. Phantomschmerzen nannte er das. Was wusste dieser Mensch schon davon, wie es war, wenn einem das Hauptsinnesorgan bei lebendigem Leibe entfernt wurde. Der Schmerz hatte Briggs an den Rand des Wahnsinns getrieben. So weit, dass er sobald nicht wieder auch nur ansatzweise für den aktiven Dienst tauglich war. Das war eine der Diagnosen des Ärzteteams, die ihn am härtesten getroffen hatte.
Nicht, dass er auch bei vollkommener Gesundheit damit gerechnet hätte, bald wieder die Brücke eines Schiffes als Kommandant betreten zu können. Dafür hing immer noch der Haftbefehl Bowans wie ein Damoklesschwert über ihm.
Bowan...natürlich hatte er mit diesem Befehl nur nach den Statuten gehandelt, doch dass er nunmehr so hartnäckig an dieser lächerlichen Order festhielt, zeugte von einer Engstirnigkeit, die mit seiner Starrsinnigkeit locker mithalten konnte.
So bereitete sich Briggs darauf vor, die Valkyrie alsbald zu verlassen. Nicht als heimkehrender Soldat, sondern als Gefangener des Militärs, dem er seine völlige Hingabe vermacht hatte. Zum Glück, so hatte er schon sondieren können, sahen einige der Admiralität das Ganze als eine ähnliche Farce an. Ja, er freute sich darauf, Redhorse – wenn auch unter solchen Umständen – wiederzusehen.
Doch was ihn genau erwarten würde, das war für ihn wohl genauso ungewiss wie die Tage seiner Gefangenschaft bei der DR und später dem kurzen Höllentrip mit diesen Reavern.
Derart in düstere Gedanken vertieft bemerkte Briggs den jungen Offizier erst, als er schon den Raum betreten hatte.
“Entschuldigung Sir, ich wollte nicht stören, aber...“
“Aber es ist an der Zeit, dass ich das Schiff verlasse, und Sie sind hier, um mich zum Hangar zu bringen.“
Das Nicken des Ordonnanzoffiziers zeugte davon, dass sein Rang als Fleet Admiral trotz seines unklaren Status noch immer etwas galt und den Eindruck machte, den er machen sollte.
Er erhob sich, und verlagerte sein Gewicht auf den Gehstock, den er nutzte um sein steifes Knie zu entlasten. Zertrümmert gleich am ersten Tag bei den Reavern. Auch das sollte mit genug Therapie besser werden...sagten die Ärzte.
“Also dann, ich folge Ihnen.“
Den Gang zum Hangar verbrachte Briggs recht schweigsam. Das Schiff war ihm völlig unbekannt, gegenüber der Deception ein Winzling, doch hatte Dexter mit der Wahl seiner Einheit eine getroffen, die wohl auch er selbst gewählt hätte. Dieses Schiff war interessant, einzigartig und strotzte vor Potenzial.
Als die Hangartüren aufglitten und sie den Hangar betraten, stahl sich ein kurzes Lächeln auf Briggs Züge.
Er war nie ein Freund von Pomp und großen Anlässen gewesen. Umso freudiger stimmte es ihn, dass neben den Soldaten des Oberkommandos nur zwei Männer an der Shuttlerampe standen. Die zwei Männer, die ihm an Bord dieses Schiffes wohl das meiste bedeuten.
“Mr. Dexter, es freut mich, Sie noch einmal zu sehen, bevor ich das Schiff verlasse. Ich sehe, auch Sie genesen zusehends. Da sind wir beide noch einmal dem Tod von der Schippe gesprungen.“
Bei den Worten warf er einen Seitenblick auf Thor
“Dass es dich erwischt, da brauche ich mich ja nicht sorgen.“
Dexter schwieg, salutierte, bevor er sprach
“Ich bin froh, Sie wiedergefunden zu haben Sir. Und auch, unter Ihnen gedient zu haben.“
“Unsinn, ich..“ er sah zu Thor “Wir stehen tief in der Schuld der Crew der Valkyrie. In Ihrer Schuld. Durch Ihre Hartnäckigkeit haben wir überlebt, sonst nichts. Ich muss also froh sein, dass ich mit Ihnen zusammen arbeiten konnte.“
Er salutierte Dexter nicht, sondern hielt ihm die Hand hin. “Danke.“
Dexter ergriff seine Hand und schüttelte sie zum Abschied. Schmunzelnd wandte Briggs sich zu Thor.
“Hab ein Auge auf sie. Und ich bin mir sicher, wir zwei sehen uns wieder.“
Er griff Thor an die Schulter und drücke sie in Freundschaft, bevor er sich ein letztes mal zu Dexter wandte.
“Bitte um Erlaubnis, von Bord gehen zu dürfen.“