Eine leichte Brise kam vom Meer herüber, linderte jedoch nur leicht die Mittagshitze, welche sich wie eine Dunstglocke über Qure gelegt hatte. Touristen und Einheimische gleichermaßen suchten Schutz in den Gebäuden, welche mit Kühlungseinrichtungen ausgestattet waren. Im Falle der Gäste, welche Ord Mantell beherbergte, waren das die großen und weitläufigen Hotelanlagen, welche mindestens so modern eingerichtet waren, wie ähnliche Einrichtungen auf den Kernwelten. Im Falle der Bewohner des Planeten ging es weit weniger luxuriös zu. Manch einer konnte wahrscheinlich bereits froh sein, wenn er die Mittel besaß, zumindest einen Raum seiner Unterkunft angenehm kühl zu halten.
Sich nur wenig mit solchen Dingen beschäftigend, bahnte sich eine kleinere Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihren Weg durch eines der Geschäftsviertel von Qure. Die jungen Menschen, allesamt männlich, schienen, als wollten sie sich nicht von der in der Stadt vorherrschenden Hitze beeindrucken lassen, als sie sich einem Hinterhof, und damit ihrem Ziel, näherten.
„Hier ist es Xephon. Wir sind da. Ich hoffe, Du liegst richtig mit Deiner Vermutung. Ich habe keine Lust auch nur ein Körperteil zu verlieren, nur, weil Du Dich geirrt hast.“
Der so Angesprochene senkte seinen Kopf ein wenig und begann breit zu grinsen: „Was ist los, Nemzek? Angst vor ein wenig Nervenkitzel? Wo ist Dein Sinn für das Risiko?“
Nemzek antwortete ihm nicht, sondern zuckte lediglich mit seinen Schultern und Xephon hakte nicht weiter nach. Sein bester Freund hatte in gewisser Weise Recht; sich mit Feruku einzulassen, bedeutete ein nicht zu unterschätzendes Risiko und es sprach einiges dafür, dass man dieses „Geschäftstreffen“ nicht unbeschadet würde überstehen. Jedoch war der Profit immer dann am größten, wenn die Chancen gegen einen standen und Xephon war gewillt, sich diesen Profit durch einen – wie er hoffte – cleveren Schachzug zu sichern.
Er blickte zu allen Anwesenden und dann zu zurück zu Nemzek. „Los jetzt. Ich bin gerade 15 geworden, ich will hier nicht warten, bis ich 16 bin. Drück den Knopf.“
Nemzek zuckte noch einmal unsicher mit seinen Schultern, drückte jedoch dann den Knopf und signalisierte damit den Feruku, dass man den Treffpunkt erreicht hatte.
Keinen Atemzug später öffnete sich das Tor zu dem Hinterhof und ein Zabrak erschien vor Ihren Augen, welcher mit nur wenigen Wörtern ihnen allen klarmachte, dass man jegliche Waffen, welche man bei sich trug, ablegen sollte, bevor auch nur daran zu denken war, dass man sich den Anführern der Feruku nähern würde.
Xephon, welcher mit derartigen Sicherheitsmaßnahmen bereits gerechnet hatte, zuckte nun seinerseits mit den Schultern. Er war unbewaffnet erschienen. Einerseits war für ihn klar gewesen, dass man ihn nur ohne Waffen an seine Gesprächspartner auf Seiten der Feruku heranlassen würde und andererseits hatte er dem sinnlosen Einsatz von Blastern noch nie etwas abgewinnen können. Lieber verließ er sich auf sein Talent zum Reden und im richtigen Moment abwägen zu können, ob das Risiko einer Sache deren Nutzen überstieg. Bisher hatte er damit immer auf der richtigen Seite des Gewinns stehen können.
Es dauerte seine Zeit, bis alle seine Begleiter ihre Waffen abgegeben hatten und der Zabrak daraufhin zufrieden nickte. Er bedeutete Xephon und Nemzek ihm zu folgen und die beiden Jugendlichen taten wie geheißen. Auf dem Weg zu ihrem Ziel versuchte Nemzek noch einmal etwas zu sagen, jedoch Xephon winkte schnell ab. Nun waren sie kurz vor ihrem Ziel und hier durften sie keine Schwäche zeigen, sollte das Risiko, welches sie alle mit ihrer Anwesenheit an diesem Ort eingingen, auch den Profit erbringen, welchen Xephon sich erhoffte.
Alsbald erreichten die beiden jungen Menschen zusammen mit dem Zabrak einen sorgsam temperierten Raum, in welchem sich vier groß gewachsene Menschen befanden, welche allesamt die gleichen kunstvollen Tätowierungen an Hals und rechter Hand ihr Eigen nannten. Ohne Zweifel Angehörige der Feruku. Xephon sah zwischen den vier anwesenden Menschen hin und her, bis sein Blick an demjenigen hängen blieb, welchen er für den Anführer hielt. Dieser Eindruck wurde sofort bestätigt, als dieser Mensch in diesem Moment zu sprechen begann.
Das Einleitungsprozedere hatte begonnen und nun hieß es warten und schweigen, bis das Wort direkt an einen gerichtet wurde. Ein Unterbrechen der formalen Begrüßung, das wusste Xephon, würde als grobe Respektlosigkeit ausgelegt werden und konnte leicht den sofortigen Tod zur Folge haben.
Es dauerte eine Weile, während der Feruku sprach und die beiden jungen Menschen darauf warteten, dass sie ihr Anliegen, wegen welchem sie hier erschienen waren, vortragen durften, doch schlussendlich richtete man das Wort an sie und Xephon trat nach vorn, um sein Angebot zu unterbreiten. Es sollte nie dazu kommen. In dem Moment, in welchem er den Mund öffnete, um zu sprechen, schloss eine gewaltige Explosion in seiner unmittelbaren Umgebung diesen wieder.
Xephon fand sich kurz darauf am Boden liegend wieder. Sein Kopf dröhnte und als er versuchte sich zu bewegen, stellte er unter Schmerzen fest, dass er sich wohl einige seiner Rippen gebrochen hatte. Einen Moment lang versuchte er sich zu erinnern, was genau passiert war, als er ein schmerzerfülltes Keuchen neben sich wahr nahm.
Der junge Mensch hob den Kopf und versuchte zu erkennen, wer diese Schmerzensschreie ausgestoßen hatte, als er seinen besten Freund Nemzek erblickte. Dieser war unter Trümmerstücken eingeklemmt und ein Stahlrohr hatte sich durch seinen Körper gebohrt. Unfähig seine eigenen Schmerzen zu ignorieren, kroch Xephon dennoch zu seinem Freund und blickte diesen mit entgeisterter Miene an.
Kurze Zeit später starb Nemzek, als eines der ersten Opfer des Angriffs der Yuuzhan Vong auf Ord Mantell.
Plötzlich veränderte sich das Bild, verschwamm und nahm erneut Konturen an. Er war nun nicht mehr auf Ord Mantell, sondern befand sich auf einem alten YT-1300 Frachter und eine brünette Frau beugte sich zu ihm hin und flüsterte etwas in sein Ohr.
Danach war nichts mehr und das Bild verwandelte sich in ein Meer von Finsternis und Thrax brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass all das lediglich ein Traum gewesen und er nun wieder erwacht war und die Dunkelheit daher rührte, dass er sich dem kleinen Lagerraum für die tertiären Feuerlöscheinheiten, welcher auf dem Maschinendeck lag, befand, in welchen er es sich gemütlich gemacht hatte.