Outer Rim Shadowfeed - Leuchten am Horizont

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Rim Worlds Reports – Der unverfälschte Blick auf den Äußeren Rand



Ausgabe 32/17 „Leuchten am Horizont – Syndikate als Geißel oder Segen der Grenzregionen?“



Gefährliche Pfade


Ein Streifzug durch die Regionen des Outer Rim bedeutet immer auch eine große Portion Abenteuer und Spannung mit im Gepäck zu haben. Allein die schiere Weite des Raums und die Vielfalt seiner Zivilisationen und Völker hält für jeden Entdecker und Glücksritter eine Herausforderung bereit. Doch die Wildheit dieser potenziellen Erfahrung einer Reise durch die äußeren Randgebiete schreckt viele der behüteten und begüterten Kernwelt-Bewohner gleichzeitig ab - gilt der Outer Rim doch auch als Spielplatz und Hort der Syndikate und kriminellen Unterwelt der Galaxis.


Hier draußen tut sich der Arm des Gesetzes seit jeher schwer Statuten und Regeln durchzusetzen. Es herrscht weithin das Recht des Stärkeren, Dreisteren oder Gewitzteren. Was von manchen als besondere Art der Freiheit und Unabhängigkeit romantisch verklärt wird, sollte jedoch häufig tatsächlich gefürchtet werden. Piraterie, Raub, Mord, Erpressung, Sklaverei und der Missbrauch von Drogen gehören in vielen von den Syndikaten kontrollierten Ecken zum Alltag. Die Gier nach Credits und Macht wird innerhalb der Unterwelt unerbittlich und mit äußerster Brutalität ausgetragen - Leidtragende sind dabei meist die Schwächste der Gesellschaft.


Egal welches Regime gerade im Zentrum der Galaxis das Privileg genießt in Glanz und Gloria zu schwelgen, allesamt haben sie über Jahrhunderte hinweg nur nutzlose Lippenbekenntnisse zu Ordnung, Frieden und Sicherheit abgegeben, wenn es um die Zustände im Outer Rim geht. Die Sklaverei und Ausbeutung durch die Syndikate wurden weder von der Republik noch dem Imperium oder der Allianz jemals beendet. Heute herrschen mehr Chaos und Ruchlosigkeit am Äußeren Rand als sich die meisten seiner Bewohner je vorstellen konnten. Jenseits der großen Hyperraumrouten hat sich die staatliche Ordnung des Imperiums längt im Vakuum aufgelöst. Die Flotten des Imperators sammeln sich weit jenseits der Einflussgebiete der Hutten, Black Sun oder der Pykes und lassen diesen freie Hand bei ihren Machenschaften. Das Verbrechen floriert und mit ihm wächst von Tag zu Tag der Einfluss jener Schattenmächte die mit Korruption, Gewalt und Habgier den Rim unter sich aufteilen.


Doch gibt es heute nur deprimierendes und erschreckendes zu berichten? Sind die Syndikate und ihre Handlager wirklich nur die Ausgeburt unserer schlimmsten Instinkte? Oder steckt auch hier mehr dahinter als auf den ersten Blick sichtbar ist?


Solidarität und Widerstand


Brechen wir auf nach Valgauth, weit draußen im Nojic Sektor, und hören, was die Einheimischen dort über die Syndikate zu erzählen wissen:


„Wissn se, ohne de Leude von de Kartelle wärn wir längst alle tot hier drauße. Ik bin sed vier Monade hier uf Val un ik hem schon viele verrecke gsehn, aba i weß warum ik des mach. De Kartelle ham uns die Waffe un Ausrüstung gem un uns her gschickt, domit die Plag ned übr unsr Famiel un Kinder herfäll. Ik wär kämpfe solang des notwenig is un solang de Kartelle uns unterstüzn.“


Dies sind die tapferen Worte eines einfachen Farmers aus dem Nachbarsystem, welcher mit einer zusammengewürfelten Ausrüstung knietief in Müll und Blut steht. Valgauth ist nämlich nicht irgendein Planet, sondern mittlerweile eine vom Imperium höchstselbst als kontaminierte Welt eingestufte Verbotszone. In den Katakomben ehemaliger Minenschächte tief unter der Oberfläche lauert nämlich seit Jahrzehnten eine tödliche Gefahr, welche erst vor kurzem erwacht ist. Die Shkaam haben sich unentdeckt vom Rest der Galaxis am Ende ihrer letzten Invasion auf dem Planeten eingenistet und pumpen seit fast einem Jahr immer neue Krieger an die Oberfläche.


Einst war Valgauth ein florierendes Industriezentrum in den Randgebieten, wurde jedoch vollständig geräumt, als die natürlichen Ressourcen zur Neige gingen. Über lange Zeit hinweg wurde die Welt als Müllhalde benachbarter Welten verwendet. Tonnenweise Schrott und Unrat wurden nach Valgauth ausgelagert und bedeckten irgendwann die komplette Oberfläche des Planeten. Seine abgelegene Position und die Nutzung als Lagerstätte für Unerwünschtes, machten ihn zum idealen Ausgangspunkt für die illegalen Aktivitäten kleiner Banden und Taugenichtse. Doch eben auch die Shkaam entdeckten den Wert dieses Verstecks und versuchen Valgauth seit ihrem Wiedererwachen vor wenigen Jahren als Basis für eine Invasion des gesamten Sektors zu nutzen.


Das Imperium hat die Situation zwar erkannt und eine Gefahrenwarnung für die Welt ausgegeben, seither jedoch nichts unternommen. Stattdessen kämpfen heute abertausende Männer und Frauen aus allen Winkeln des Outer Rim gegen die fremden Invasoren und versuchen die Gefahr für ihre eigenen Heimatplaneten in den umliegenden Sektoren im Keim zu ersticken. Was bei der ersten Entdeckung der Shkaam in den verlassenen Minenschächten der Welt als kleines Scharmützel der lokalen Geächteten begann, ist heute ein ausgewachsenes Schlachtfeld.


Zu Beginn waren es nämlich nur kleinere Gangs und einige hundert Droiden, die auf Valgauth unter anderem eine illegale Waffenfabrik unterhielten, und gegen den furchterregenden Gegner auszogen. Sie wollten wissen, wer ihre neuen Nachbarn waren, die aus den Schächten des Raubbaus gekrochen kamen. Diese erste Begegnung überlebten gerüchteweise nur wenige von ihnen. Wer die Überlebenden dieser ersten Schlacht vor über einem Jahr waren, lässt sich nicht mehr feststellen. Heute zählen sich fast alle Kämpfer auf Valgauth zu den Veteranen, denn bereits kurze Zeit nach dem Gemetzel kam Verstärkung auf den Planeten. Kopfgeldjäger, Handlanger diverser Syndikate, Piraten, Halsabschneider und Abenteurer zogen auf den fast verlassenen Müllplaneten und stellten sich den Shkaam entgegen. Sie versuchten bis in die Kerne ihrer Nester vorzudringen und mit Waffengewalt dem Schrecken der monströsen Weltenverschlinger ein Ende zu machen, ehe es zu spät war.


Doch egal wie viele Gladiatoren und Kämpfer aus den Tiefen der kriminellen Unterwelt auf Valgauth eintrafen, gelang es doch nicht die Shkaam auszulöschen. Immer neue fremde Krieger entsteigen seither tagtäglich den unterirdischen Gängen und ein erbitterter planetenumspannender Krieg wurde zwischen den Ruinen und Trümmern entfacht. Fraktionen wie das Imperium sehen keinen Wert in einer Welt wie Valgauth, doch hier draußen im Outer Rim weiß man, dass man jederzeit selbst der nächste sein kann. Mittlerweile machen sich hunderte unausgebildete Freiwillige täglich auf in den Nojic Sektor, um den Kampf zu unterstützen. Sie erhalten ihre Ausrüstung und Waffen vom Schwarzmarkt und werden von Frachtern und Transportern ohne Markierungen vor Ort gebracht. Es sind nicht die großen Reiche und Republiken, welche diese Verlorenen mit Nahrung und Munition versorgen. Es sind die Syndikate und Kartelle, welche sich unerbittlich einer Gefahr für jeden von uns entgegenstellen, während das Imperium lieber darüber streitet, wer dem besseren vermodernden Anführer huldigt.


Doch warum? Was bringt die Opportunisten und Halsabschneider der Galaxis dazu gerade hier draußen ein Hoffnungsträger und Motivator für Millionen zu sein? Wer liefert all die Waffen und Ausrüstung und wer bezahlt für all die Transporte? Die Antwort darauf ist vielleicht das, was die Männer und Frauen hinter vorgehaltener Hand in den Schützengräben und Verteidigungsstellungen auf Valgauth immer wieder flüstern. Es handelt sich um den Namen einer mehrfach totgeglaubten und wieder auferstandenen Organisation: Crimson Dawn.


Widerstand der Gerechten


1232 Lichtjahre entfernt im galaktischen Osten hallt mit ähnlicher Stimme der gleiche Name wider. Auf Fibuli in den Weiten des Corporate Sektors, sind es dieses Mal die geraunten Worte aus den Mündern diverser Tianii Ranger. Sie sind stationiert auf einer Welt, die mit Fug und Recht ebenfalls als Frontregion bezeichnet werden kann. Hier sind es jedoch andere Konfliktparteien, die sich gegenüberstehen. Die Tianii, ein Spezies felinoider Wesen, welche rein äußerlich den Zahalianern und Togorianern ähnelt, stemmen sich bereits seit mehr als einer Generation dem Einfluss der machthungrigen Corporate Sector Authority (CSA) entgegen.


Die Tianii sind ein spirituelles und auf ihre Unabhängigkeit bedachtes Volk und spiegeln so viele Wünsche und Eigenschaften anderer Rim Worlds Bewohner wider. Sie nennen den Corporate Sektor seit jeher ihre Heimat und haben bereits lange vor dem Eintreffen der CSA mehrere bis dahin unbewohnte Welten jenseits ihrer Geburtswelt friedlich kolonisiert. Erst das immer weitere Ausgreifen der Machtansprüche der Authority führte kurz vor der schicksalshaften Schlacht um Yavin auch in dieser Ecke der Galaxis zu einem blutigen Krieg. Auf Fibuli trafen die Sicherheitskräfte der CSA, die sogenannten Espos, auf den heftigen Widerstand der paramilitärischen Ranger-Einheiten der Tianii. Der Kampf zog sich über mehrere Monate hin, wurde von beiden Seiten mit äußerster Härte geführt und mündete in einem fast vierjährigen Krieg.


Nachdem das Imperium zu diesem Zeitpunkt anderweitig gebunden war und der verbündeten CSA keine Schützenhilfe leisten konnte, mussten die Aggressoren ihre Pläne einer vollständigen Niederwerfung der Tianii bald aufgeben. Trotz ihrer militärischen und zahlenmäßigen Unterlegenheit konnten die Kolonisten von Fibuli schlussendlich wieder zurückkehren. Ein zäh errungenes Waffenstillstandsabkommen stellte den Status Quo vor dem Krieg wieder her. In den folgenden Jahren wurde es jedoch nicht ruhiger in diesem Quadranten des Outer Rim.


Nachdem die Tianii ihre Unabhängigkeit behauptet hatten und in der Folge auch mehrere diplomatische Offerten des Imperiums und der Rebellenallianz ausgeschlagen hatten, versuchte die CSA erneut nach Fibuli zu greifen. Über Jahre hinweg schleuste die Authority Sicherheitskräfte, Söldner und eigene Kolonisten auf den Planeten und beanspruchte unter dem Deckmantel friedfertiger kolonialer Bestrebungen immer größere Territorien auf Fibuli. Trotz diverser Protestnoten der Tianii Siedler eskalierte die CSA den Konflikt immer weiter durch die Unterstützung der angeblich nicht näher mit ihr verbundenen Kolonisten.


Heute stehen sich auf Fibuli und in weiteren Teilen des Sektors Ranger der Tianii und teilweise unter fremder Flagge agierende Espos in einer Art kaltem Krieg gegenüber. Während die CSA dabei auf die volle Schlagkraft ihres durchaus beachtlichen Militärapparats und eine hochgezüchtete industrielle Produktion zurückgreifen kann, sind die Tianii die klaren Underdogs in diesem Konflikt - zumindest war das bis vor Kurzem der Fall.


Bereits seit einem halben Jahr machen die Kolonisten und Ranger ihre materielle Unterlegenheit nämlich schrittweise wett. Auf Fibuli und anderen Planeten der Tianii tauchen nun immer neue Waffen und Ausrüstung auf, während das Ranger Corps einen höheren Grad der Professionalisierung erreicht. Zur massiven Aufrüstung tragen schwere Scurrg-Jagdbomber und modernisierte Scyk-Abfangjäger bei, welche nicht aus den eigenen Produktionsstätten der Tianii stammen. Manch einer der jungen felinoiden Piloten erzählt dabei voller Begeisterung von den fremden Ausbildern und das auf manchen der Jagdmaschinen noch unter der neuen Lackierung das kreisrunde Symbol des ursprünglichen Besitzers zu erkennen ist. Auch hier begegnet einem nur in Gerüchten und Mutmaßungen der immer gleiche Name einer Organisation: Crimson Dawn.


Doch was steckt hinter diesem Engagement? Welche Ziele verfolgt ein vor Jahrzehnten beinahe vollständig untergegangenes Verbrechersyndikat in dieser Ecke der Galaxis? Und in welchem Zusammenhang stehen dabei die erst kürzlich im Gebiet der CSA aufgeflammten zivilen Unruhen?


Neu erwacht


Crimson Dawn galt einstmals als einer der gefürchtetsten und brutalsten Spieler innerhalb der kriminellen Unterwelt. Die Organisation unterschied sich jedoch bereits damals in vielerlei Hinsicht von seinen Mitbewerbern um die absolute Macht in der Schattenwelt des Verbrechens. Dawn besaß keine riesigen territorialen Besitzungen wie die Hutten Kartelle, behauptete nicht die Produktion und Vertriebswege von Drogen wie die Pykes und verbreitete nicht Angst und Schrecken wie die Black Sun. Seine Anführer zogen stattdessen meist aus dem Hintergrund die Strippen, waren gleichzeitig unsichtbar und doch eine unüberwindbare Macht. Mehrfach machte Crimson Dawn deutlich, dass es mehr als nur eine nach Profit strebende Untergrundorganisation war und Informationshandel, Raubzüge und Waffenhandel nur ein Mittel zum Zweck darstellten. Es gab und gibt immer auch eine politische Agenda und ein Ziel, auch wenn nie jemand außerhalb des innersten Zirkels weiß, wohin der Plan das Syndikat schlussendlich führen wird.


Bereits mehrfach ist Crimson Dawn in der Vergangenheit im Strudel der galaktischen Ereignisse untergegangen. Zuletzt versuchte das Imperium kurz vor seiner Niederlage bei Endor die Organisation komplett auszulöschen. Über Jahrzehnte hinweg wurde es im Nachgang still um Dawn und seine Anhänger, doch vor knapp fünf Jahren regten sich wieder vermehrt Gerüchte. Hier und da wurde das Symbol des Syndikats wiedererkannt und immer wieder führten Hinweise zu den roten Agenten und Schläfern im Untergrund. Crimson Dawn scheint wiedererwacht und niemand kann bisher die Stärke dieses neuen Veteranen im Kreis der großen Kartelle und Syndikate einschätzen. Seine Anführer genauso wie sein volles Potenzial oder die Größe seines Netzes aus Informanten, Schergen und Waffenlagern, liegt wie in der Vergangenheit erneut im Dunkeln. Aktivitäten der Organisation lassen sich aber fast überall feststellen. Vom Neo-Imperium bis zu den Hutten, vom Corporate Sektor bis in die Eiswüste von Hoth. Kooperation und Konflikt sind dabei stetig wechselnde Partner, ob in Bezug auf die anderen Syndikate oder die großen Mächte der Galaxis.


Fraglich bleibt dabei weiterhin, wohin Dawn steuert und ob seine Assassinen, Unterhändler und Söldner für die gute Sache oder den Verfall sämtlicher Ordnung kämpfen. Heißen wir also den Aufstieg des roten Banners willkommen oder verfluchen wir die neue Herrschaft einer Crimson Reign?



In der nächsten Ausgabe der Rim Worlds Reports sind wir zu Gast auf Chenowei und fragen:


„Liegt wirklich Licht im Dunkel? Die alljährliche rituelle Droidenzerstörung der Kirche des Lichts lädt zum Sinnieren über Technologie und Spiritualität ein.“




Outer Rim Shadowfeed – wir scheuen keine Gefahr!


Redaktion OSF


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