Orbit von Imperial Center | Brücke der Erinyen | ZI 291220 n.E. | am frühen Mittag
Tief durchatmend beobachtete Captain Jolan Rendar das taktische Hologramm in einem seitlichen Ausleger der Hauptbrücke des Schiffes. Die Flotte aus loyalen Kampfschiffen war ein beeindruckender Anblick und es waren immer mehr Schiffe hinzugekommen. Jolan fragte sich, wie der Feind – all jene Verräter die sich gegen Imperator Casston gestellt hatten – gegen diese Übermacht ankommen wollte. Er neigte den Kopf leicht zur Seite, massierte sich kurz die Schulter und überprüfte nochmals, ob die Erinyen die ihr zugewiesene Verteidigungsposition im Orbit eingenommen hatte. Zufrieden mit der Positionierung des Flaggschiffes und des restlichen Geschwaders, verließ er den seitlichen Ausleger der Brücke und begab sich wieder ins Zentrum der Brücke, blieb kurz bei den Crewgräben stehen und beobachtete die Mannschaft für einen Moment lang bei der Arbeit, ehe er sich abwandte und zielstrebig auf die Panoramafenster zuging. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt beobachtete den Rest der Verteidigungsflotte vor sich. Für ihn stand fest, dass er aufseiten des Imperators kämpfen und Imperial Center verteidigen würde. Es entsprach schlicht und einfach seinem Gefühl von Loyalität, seiner Überzeugung als imperialer Offizier und seinem eigenen Ethos. Betrachtete man die lange Linie an Rendars, die allesamt in irgendeiner Form im Militär gedient hatten, so gab es nicht eine Person die sich Illoyal verhalten hatte. Jolan hatte in diesem Bezug nicht vor, die erste Ausnahme zu werden. Ihm war bewusst, dass seine Wahl sicherlich eine schwierige war, auch wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte, die ihre Runde machten. Hochrangige imperiale Offiziere, darunter auch ein Großadmiral, sollten sich schon gegen den Imperator gestellt haben. War er also vielleicht doch auf der falschen Seite? Nachdenklich kratzte er sich am Kinn, wog den Kopf hin und her, dachte über seine eigene Loyalität nach und vergas für einen Moment lang, dass er sich auf der Brücke eines Kriegsschiffes befand. „Commodore auf der Brücke!“, erschallte es am Brückenschott und Jolan wandte sich um, beobachtete wie Commodore Jack Ryan die Brücke betrat und sofort von seinen Adjutanten und anderen Offizieren und Unteroffizieren umschwärmt wurde. Er musterte den Mann, der ihm das Kommando über die Erinyen entrissen hatte einen Augenblick lang und durchquerte dann die Brücke, nur um in einigem Abstand von ihm zu warten. Im nachfolgenden Gespräch erhielt Jolan seine Befehle: er sollte mit einem Teil der Sturmtruppen auf die Retribution – das Flaggschiff der 2. Linie – übersetzen und dort für Ruhe sorgen. Es gab Informationen über Loyalitätsprobleme an Bord des Schiffes und die Tatsache, dass die Sturmtruppen nicht einzugreifen schienen, war äußerst besorgniserregend. Salutierend verließ Jolan die Brücke und nahm Kontakt mit Colonel Archay Basout, dem Kommandanten des 214. Sturmtruppenregiments auf, der sofort einige Platoons seiner Sturmtruppen in Hangar führte. Wenig später bestiegen die Männer mehrere Shuttle und verließen die Erinyen, um auf der Retribution für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Einige Zeit später auf der ‚Retribution‘
Als die Shuttle mit dem Sicherungstrupp der Erinyen im Hangar der Retribution aufsetzten, wurden die Rampen der Shuttles mit den Sturmtruppen bereits herabgelassen, ehe die Landestutzen den polierten Boden berührten. Unmittelbar nach dem Aufsetzen verließen die Sturmtruppen unter dem Kommando von Captain Strax die Shuttles und gingen in eine provisorische Abwehrposition, da nicht klar war wie die Besatzung der Retribution auf die Ankunft reagieren würde und ob es Widerstand gegen den Einsatztrupp von Captain Rendar geben würde. Doch im Hangar gab es lediglich ein paar überraschte Blicke von der normalen Hangarbesatzung, doch als Jolan Rendar sein Shuttle verließ, gab es keinen Widerstand, kein Blastergefecht. Hinter ihm verließ Lieutenant Colonel Basout das Shuttle, lediglich seine schwarze Uniform tragend, völlig auf die Rüstung einer Sturmtruppe verzichtend. „Keine Gegenwehr.“, stellte er mit zufrieden klingender Stimme fest und Rendar nickte nur. „Schicken Sie einen Trupp zur Sturmtruppenkommandantur. Wir müssen feststellen warum der zuständige Kommandant den Verrat von Line Captain Orikan nicht verhindert hat.“ Basout winkte den Sturmtruppen Captain zu sich, befahl ihm einen Trupp zur Kommandatur zu schicken und schon eilte der Trupp davon. „Ich begleite Sie zur Brücke.“, entgegnete Basout und ließ Rendar mit der Geste seiner Hand den Vortritt. Der Kommandotrupp begab sich schließlich mit der Hilfe von zwei Turbolifts auf das Brückendeck, wo Rendar als erster die Brücke betrat. Line Captain Orikan befand sich im Augenblick im Gespräch mit einem seiner Offiziere, als er den Blick hob und Rendar samt seiner Begleitung aus Sturmtruppen entdeckte. „Captain Rendar.“, entgegnete er lediglich und zog eine Augenbraue hoch. „Was tun Sie hier?“ Mit einer Handbewegung entließ Orikan den Offizier zu seiner Seite und verschränkte die Arme vor der Brust, den Blick auf Jolan gerichtet. „Sie werden wegen Verrats an seiner Majestät dem Imperator festgesetzt.“, erklärte Rendar schließlich mit lauter Stimme, sodass er auf der gesamten Brücke zu hören war. „Sie werden in eine Zelle gebracht und später vor ein Kriegsgericht gestellt. Ich übernehme das Kommando über die zweite Linie.“ Orikan starrte ihn ernst an und verzog seinen Gesichtsausdruck. „Sie sind ein Narr Rendar. Wenn Sie glauben, dass wir diesen Kampf gewinnen können, sind Sie ein Narr!“ – „Führen Sie ihn ab.“, entgegnete Jolan und wandte sich dann dem Crewgraben zu.
„Öffnen Sie einen Kanal an dieses Schiff und die Schiffe der zweiten Linie.“ Basout hatte sich derweil von Rendar abgewandt und führte eine geflüsterte Unterhaltung mit den Sturmtruppenoffizieren, die er an Bord gebracht hatte. Jolans Blick wanderte derweil über die Brücke und er bemerkte, wie ihn einige der Crewmitglieder ansahen. Orikan hatte gegen die Interessen des Imperators gehandelt und musste dafür büßen, doch die Bestrafung oblag nicht Jolan, dafür war ein Militärgericht zuständig. Seine Aufgabe war es lediglich die Kontrolle über das Schiff wiederzuerlangen und die zweite Linie während der Verteidigung von Coruscant zu führen. Die Mannschaft schien sich nicht gegen diesen Wechsel im Kommandoapperat zu stellen, zumindest noch nicht. „Captain, ich habe nun die Kontrolle über die Sturmtruppen an Bord. Captain Strax wurde verhaftet.“, entgegnete Basout, ehe einer der Operatoren zu Rendar aufsah und ihm zunickte. „Kanal steht, Sir.“ Jolan atmete tief durch, beugte sich hinab und ließ sich eines der kleinen Headsets geben, setzte dieses auf und wandte sich Basout zu. „Mannschaft der Retribution, Schiffe der zweiten Linie. Line Captain Orikan hat sich des Verrats an Imperator Casston schuldig gemacht und wurde unter Arrest gestellt. Ich, Captain Rendar, habe von Commdore Ryan den Auftrag bekommen das Kommando zu übernehmen und die Loyalität dieses Schiffes und der Linie sicherzustellen. Sie werden weiterhin Ihren Dienst tun und weiterhin Loyal dienen. Verrat wird nicht geduldet und sofort geahndet. Der Feind kann zu jedem Zeitpunkt Imperial Center angreifen, bleiben Sie daher in Bereitschaft und warten Sie auf weitere Befehle. Für den Imperator und das Imperium.“ Mit einem Kopfnicken bedeutete Rendar dem Operator den Kanal zu schließen und machte einen Schritt auf Basout zu. „Nun heißt es warten.“ Basout nickte nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Warten begann…
Einige Stunden später
„Multiple Objekte haben den Hyperraum direkt vor unseren Verteidigungslinien verlassen und formieren sich! Transpondercodes sind Imperial, laut Datenbank aber als Abtrünnig eingetragen.“, meldete ein Navigator im Rang eines Lieutenants aus dem Crewgraben. Jolan wandte sich von den Panoramafenstern ab und ging auf einen Holotisch in einem Seitenbereich der Brücke zu. „Geben Sie die Daten auf den Holotisch.“, befahl er und versammelte sich mit anderen Offizieren entlang des Tisches. Sie konnten beobachten wie dutzende Schiffe aus dem Hyperraum fielen und sich in eine lose Gefechtsformation begaben, die sich langsam den schweren Verteidigungslinien der Heimatflotte und den übrigen loyalen Geschwadern näherten. „Der Feind.“, stellte ein Lieutenant mit nervöser Stimme fest und Jolan nickte daraufhin nur. Die Stunde der Entscheidung war gekommen und nun würde das Schicksal des Imperiums entschieden. „Informieren Sie die Linie, Gefechtsbereitschaft ist unverzüglich herzustellen. Sämtliche Mannschaften sofort auf Gefechtsstationen, sämtliche Piloten sollen unverzüglich zu ihren Maschinen und sich für einen Alarmstart vorbereiten. Waffen und Schilde hochfahren. Signalisieren Sie der Erinyen danach sofort unsere Einsatzbereitschaft.“ Nervös ballte er seine Hände zu Fäusten und entspannte diese langsam wieder, denn letztlich war dies die Entscheidungsschlacht all jener internen Streitigkeiten und Probleme die es in den letzten Monaten im Imperium gegeben hatte. Er selbst war immer ein treuer Diener des Imperiums gewesen, war dem Amt des Imperators immer loyal gewesen. Daran hatte sich auch trotz der fragwürdigen Entscheidungen und Gesetzgebungen von Casston nichts geändert, denn ein Verrat am Imperator war schlicht und einfach nicht mit seinem Ehrenkodex vereinbar. Er würde nicht nur Schande über sich, sondern auch über seine gesamte Familie bringen, er wäre der erste Verräter in der langen Linie von Offizieren in der Familie Rendar. Es war ein Schicksal, das er keinesfalls annehmen wollte. „Sämtliche Stationen der Retribution melden Gefechtsbereitschaft, Waffen und Schilde sind aktiviert, Jagdpiloten warten auf Startbefehl.“ Jolan nickte leicht und wartete dann ungeduldig auf Befehle von der Erinyen oder der Oblivion, da sich auf letzterer Admiral McCallister befand und die Geschicke des Geschwaders leitete.
„Feindliche Schiffe beginnen mit Angriffsmanövern und eröffnen das Feuer auf vorgeschobene Verteidigungsposten. Raumjäger sind gestartet und nähern sich unserer Position.“
„Startbefehl für sämtliche Jäger und Bomber erteilen. Gibt es eine Meldung von der Erinyen?“
„Negativ Sir, völlige Funkstille in unsere Richtung.“
„Fordern Sie Befehle von der Erinyen und der Oblivion an.“
„Zu Befehl.“
Jolan ballte seine rechte Hand abermals zu einer Faust und beobachtete wie sich die feindlichen Schiffe der ersten Verteidigungslinie näherten und diese in tödliche Nahkämpfe verwickelte. „Captain, ich glaube der Feind versucht unsere Abfangkreuzer anzugreifen.“, stellte Lieutenant Lorne, Jolans persönlicher Adjutant, fest und deutete dabei auf eine Bewegung entlang des Holotisches. Jolan folgte seiner Handbewegung und nickte leicht. „Wir sind zu weit entfernt als das wir dort Hilfe leisten können. Hoffen wir, dass genug Jäger vor Ort sind um den Feind abzufangen.“
Doch das waghalsige Angriffsmanöver von Raumjägern, Jagdbombern und Bombern auf die Abfangkreuzer schien aufzugehen und einer nach dem anderen wurde durch schweren Beschuss entweder vollständig vernichtet oder so schwer beschädigt, dass die Funktionsfähigkeit der Gravitationswellengeneratoren schwer eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich war.
„Captain Rendar, haben Befehle von Admiral McCallister erhalten. Position in unserem aktuellen Quadranten halten und den feindlichen Vorstoß aufhalten.“
„Triebwerke aktivieren und dreiviertel Kraft voraus. Die Invincible, Ironwing und Archangel sollen sich in einer Keil Formation versetzt vor unseren Bug setzen. Unser erstes Ziel ist die sich uns nähernde Kampfgruppe aus Dreadnought Klasse Kreuzern in Quadrant 221.031 Gamma. Konzentrieren Sie das Feuer zuerst auf das Führungsschiff, sämtliche zu unserer Linie gehörenden Kampfjäger gehen in Abwehrposition und halten uns die feindlichen Bomber vom Leib.“
Die Crew gehorchte seinem Befehl ohne Fragen zu stellen und er konnte auf dem vergrößerten Ausschnitt der Holokarte erkennen, wie sich die drei übrigen Schiffe seiner Linie bereits in Position begaben und sich so die 2. Linie dem Feind näherte. Die sich nähernden drei Dreadnought Kreuzer eröffneten schließlich das Feuer auf die Retribution, deren Schilde durch die Turbolaserblitze getroffen wurden. Es dauerte nicht lang, bis die Schiffe der 2. Linie das Feuer erwiederten und von der Brücke der Retribution aus war gut zu erkennen, wie die Turbolaser des Sternenzerstörers der Victory-II Klasse zum Leben erwachten und in regelmäßigen Salven grüne Blitze in Richtung des Feindes schleuderten. Die drei schweren Kreuzer der Eidolon Klasse bewegten sich Synchron mit der Retribution und nutzten ihre überlegende Feuerkraft, um das Führungsschiff der Kreuzergruppe schwer zu beschädigen. Während sich die Retribution beinahe Parallel zum Führungsschiff der Dreadnoughts befand – die anderen beiden Dreadnoughts hatten im Zuge eines Ausweichmanövers die flankierende Position des Führungsschiffes verlassen – versagten die Schilde des Kreuzers. Die seitlichen Turbolaser- und Raketenbatterien des Sternenzerstörers brannten Löcher in die schweren Panzerplatten des Kreuzers und durchdrangen die Panzerung schließlich, nur um im Inneren des Schiffes für schwere Explosionen und explosionshafte Dekompressionen zu sorgen. Getötete Crewmitglieder, Ausrüstung und alles was nicht Niet- und Nagelfest war, wurde durch den plötzlichen Druckabfall ins All gesaugt und schwebte dort – sofern es nicht von einem Feuerstrahl der Turbolaser getroffen wurde – beinahe bewegungslos im All. Von internen Explosionen überzogen, zerbrach der Führungskreuzer, woraufhin sich das Feuer der 2. Linie auf das nächste Schiff konzentrierte.
„Sir, Befehle von der Erinyen. Wir sollen uns dem Vorstoß der Erinyen anschließen und den Angriff auf eines der feindlichen Flaggschiffe unterstützen.“
„Angriffsmanöver abbrechen und Kurs anpassen. Drehen Sie nach Backbord ab, volle Kraft voraus. Nehmen Sie eine Flankenposition auf der rechten Seite der Erinyen ein, passen Sie Kurs und Geschwindigkeit an.“ Kaum war die Retribution in Bewegung, wurde eine Nachricht von der Oberfläche empfangen. Als Jolan die Stimme von Admiral Bradley hörte, wandte er sich umgehend in Richtung der Operatoren. „Übertragung sofort unterbrechen!“, bellte er. „Übertragung unterbrochen Sir.“
„Feindpropaganda.“, stellte Basout mit grimmigen Gesichtszügen fest und blickte zu Rendar, der sich wieder in Richtung des Holotischs umwandte.
„Abermals Befehle von Commodore Ryan. Wir… sollen die Position halten?“ Jolan wandte sich leicht zur Seite, blickte in Richtung des Crewgrabens und nickte leicht. „Halten wir die Position. Eröffnen Sie gezielt das Feuer auf das nächste Feindschiff und versuchen Sie so viel Schaden anzurichten wie nur möglich ist.“
Die Retribution verharrte auf ihrer Position am Rande des heftigen Gefechts, dass sich im Zentrum der Linie zwischen den Verrätern und den loyalistischen Kräften abspielte. Dennoch schwiegen die Turbolaser des Sternenzerstörers nicht und jene Schiffe die sich zu sehr an den Rand bewegten, wurden unter schweres, konzentriertes Feuer genommen. Konzentriert beobachtete er die Lage am Holotisch und versuchte die aktuelle Lage einzuschätzen. Aufgrund des Chaos und der vielen beteiligten Schiffe war eine Einschätzung der Lage jedoch fast unmöglich. Nachdenklich kratzte er sich am Kinn, als abermals jemand aus dem Crewgraben etwas rief. „Sir, Prioritätsholoübertragung von der Erinyen.“
„Ist es Commodore Ryan?“
„Nein Sir, es ist Major Drayven.“
„Auf den Holotisch übertragen.“
Das Hologramm eines Sturmtruppenoffiziers in voller Gefechtsausrüstung, jedoch ohne Helm, schraubte sich über dem Holotisch in die Höhe. Ohne jeden Zweifel wurde soeben auch Rendars Abbild auf die Erinyen übertragen.
„Captain Rendar, Colonel Basout!“, entgegnete Drayven, der seinen Blick kurz zur Seite wandte und etwas außerhalb des Erfassungsbereichs des Holoemitters betrachtete. Er machte eine winkende Handbewegung und blickte wieder zur Rendar, zu dem sich nun auch Basout bewegt hatte. Drayven salutierte und blickte wieder etwas zur Seite, ehe er die beiden Offiziere fixierte. „Sir, es gibt gerade Gefechte auf der Erinyen. Mehrere unserer Sicherungsposten wurden von Navaltroopern überfallen. Es scheint als gehe die Mannschaft nun gegen sämtliche Loyalisten vor. Ich vermute, dass entweder Officer Cadet Andrews oder der Commodore selbst einen Umsturz an Bord durchführt.“
„Zu wie vielen Männern haben Sie noch Kontakt?“
„Zu etwa 350. Sie selbst haben 350 mit auf die Retribution genommen, Commdore Ryan hat vor Gefechtsbeginn noch weitere Kontingente auf andere Schiffe versetzen lassen. Wir rechnen mit etwa 100 bereits getöteten Männern.“
„Major, versuchen Sie die Kontrolle über die Sicherheitszentrale zu erlangen. Von dort aus können Sie die schiffsinternen Abwehrsysteme steuern. Halten Sie dann die Sicherheitszentrale um jeden Preis. Sobald es uns möglich ist, werden wir Ihnen Unterstützung zusenden.“, befahl Colonel Basout, woraufhin Major Drayven salutierte und die Verbindung unterbrach. Jolans Blick wanderte vom Holotisch zu Basout. „Ryan verrät das Imperium.“, sagte er lediglich und schien einen Moment lang recht fassungslos zu sein. Er atmete tief durch, schüttelte den Kopf und versuchte zu verarbeiten was gerade passierte. Sein Kommandant schloss sich mitten im Gefecht dem Feind an, obwohl es vorher keinerlei Anzeichen dafür gegeben hatte, dass Ryan in irgendeiner Art und Weise Sympathien für die Verräter hatte? Ryan war es gewesen, der auf der Rückreise vom Koradin-Sektor nach Imperial Center diverse Crewmitglieder hatte hinrichten lassen, da sie nicht Linientreu waren. Und nun lief dieser Mann zum Feind über? Es passte alles nicht zusammen. „Captain Rendar? Wir erhalten die Wahl uns dem Widerstand anzuschließen oder vernichtet zu werden.“
Jolan wandte sich vom Holotisch ab, durchquerte die Brücke und blieb zwischen den Crewgräben stehen. „Öffnen Sie einen Kanal an das gesamte Geschwader.“
„Kanal steht.“
„Hier spricht Captain Rendar, erster Offizier der Erinyen und kommissarischer Kommandant der Retribution sowie der 2. Linie. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, hat sich Commodore Ryan dazu entschieden Sie und das Imperium zu verraten. Sollten Sie nach wie vor für das Imperium und für den Imperator kämpfen zu wollen, so werden Sie nicht zum Feind überlaufen sondern mit mir gemeinsam diesen Feind angreifen und vernichten. Sollten Sie nach wie vor Treu zum Imperium und zum Imperator stehen, bestätigen Sie.“
„Wir erhalten Bestätigungen von der Invincible, der Ironwing, der Archangel, der Vesta, Tempest, Titan, Colossus, der Reedemer, der Triumph, der Arbiter, der Fearless sowie von Admiral McCallisters Linie. Admiral McCallister meldet sich ebenfalls per Holoübertragung.“ Jolan nickte nur, eilte zum Holotisch zurück und erreichte diesen noch rechtzeitig, sodass er nun direkt vor dem holografischen Abbild von Rear Admiral McCallister stand. Salutierend grüßte er den Admiral und das obwohl er McCallister eigentlich zutiefst verabscheute. „Captain Rendar, Sie übernehmen die Koordination der Angriffs- und Verteidigungsmaßnahmen. Ich versuche Kontakt zu anderen loyalen Kräften aufzubauen. Greifen Sie die Erinyen an und versuchen Sie diese von weiteren Angriffen abzuhalten.“ Das Hologramm verschwand so schnell wie es aufgetaucht war und Jolan nickte abermals leicht. Er hatte das Kommando. Wollte sich McCallister einfach wieder aus der Affäre ziehen? „Geben Sie Befehl an sämtliche Schiffe sich sofort entlang der Linien der anderen Loyalisten aufzustellen. Enge Gefechtsformation, sämtliche Schiffe sollen sich entlang der Retribution formieren. Sämtliche Jäger, Jagdbomber und Skipray Blastboats aus der Oblivion sollen aufschließen und unsere Position verstärken.“
„Sir, die Erinyen sowie die 3, 7. und 8. Linie gehen uns entgegengesetzt in Stellung und setzen zum Angriff an.“
„Position halten und Feuer auf die Erinyen konzentrieren. Wir müssen Sie ausschalten und durchhalten, koste es was es wolle. Für das Imperium!“
„Für das Imperium!“, wiederholen Basout, Lorne und die anderen Offiziere auf der Brücke, während die übrigen Mannschaftsmitglieder entweder nur leise murmelten oder gar nichts sagten. Die Stunde der Entscheidung war gekommen. Jolan hatte seine Seite gewählt und würde nicht im Traum daran denken, im Laufe des Gefechts die Seite zu wechseln. Es ging hier nämlich nicht nur um sein Schicksal, sondern auch um das Schicksal des gesamten Imperiums. Es war eine Sache der Ehre, eine Sache seiner eigenen Ideale und Wertvorstellungen. Er würde bis zuletzt kämpfen um dem Feind so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Für das Imperium.