Resus steht leicht genervt vor dem Büro von Cross, zu dem er freundlichst gebeten wurde. Die verstärkten Wachen machen die Situation nicht gerade angenehmer. "Warum bin ich nochmal hier?", murmelt er, während er den Signalgeber betätigt.
Der Lieutenant Commander steht am Beistelltisch des Sofas und gießt gerade zwei Gläser Whiskey ein. "Herein!"
Resus öffnet dann die Tür und mustert die recht gemütliche Einrichtung, ehe er brav Haltung annimmt und kurz salutiert. "First Petty Officer Enob meldet sich wie befohlen! Du wolltest etwas von mir, Salen?"
Er deutet, in jeder Hand ein Glas, auf die Couch, während er freundlich lächelt. "Setz dich erstmal." Als sich beide auf die Couch fallen lassen und einige Höflichkeitsfloskeln austauschen, macht sich langsam der eigentliche Grund für dieses Treffen bemerkbar.
Salen räuspert sich. "Noch Probleme mit der Atin Shun Sache?"
Resus nippt gerade am Glas und muss erstmal husten, als er diesen Namen hört. Er schaut auf das Glas und wieder zu Cross. "Der ist wirklich gut. Wieso fragst du?“ Ihm gefällt nicht gerade, wohin dieses Gespräch führt und stellt sich, diesmal in Gedanken, erneut die Frage: Warum bin ich nochmal hier?
Salen lehnt sich zurück und mustert Resus eindringlich. "Nun...ich hab all die Anträge gesehen. Warum willst du Atin Shun unbedingt sehen?"
Diese Frage lässt Resus‘ Lächeln einem ernsteren Blick weichen und er stellt das Glas langsam und ruhig hin, ehe er sich zurücklehnt. "Salen,...was geht hier vor?"
"Wenn jemand immer und immer wieder anfragt, einen Gefangen zu sehen, ohne mit ihm ins Bett springen zu wollen.....dann interessiert mich das." Er kratzt sich am Kopf. "Was geht da vor?"
Resus senkt den Blick wieder, weil er ihn irgendwie verstehen kann. Außerdem ist er sein Vorgesetzter. Er seufzt leicht. "Das ist eine lange Geschichte, um ehrlich zu sein. Bist du sicher?"
"Schieß los! Ich hab Zeit."
Nach einem kurzen Räuspern, um sich auf das Gerede vorzubereiten, da er erkannt hat, dass er hier wohl nicht mehr weg kommt, ehe er Cross die Gründe erklärt hat, schaut Resus Salen wieder an. Vielleicht ist das auch mal gut so. Er fängt an, seine Uniform soweit aufzuknöpfen, dass er seinen rechten Arm frei bekommt. Dann zieht den Ärmel seines Shirts etwas nach oben, sodass sein Mythosaurier Tattoo zu sehen ist. Darüber steht ganz klein "Ka'rta", was so viel wie Herz bedeutet.
"Siehst du das? Es bedeutet, dass sich mein Clan für den Weg des Friedens entschied. Sollte der Mandalore uns rufen, würden wir zur Stelle sein, doch in der Zwischenzeit lebten wir nach der alten Lebensweise der "Wahren Mandalorianer". Ich bin mit dieser strikten Ethik aufgewachsen und finde sie immer noch gut und angemessen. Naja, dann habe ich einige Fehler begangen. Du hast meine Akte gelesen, nehme ich an?"
Friedliche Mandos, für viele widersprach sich das in sich selbst, denkt Salen. "Ja, deine Akte ist mir wohl bekannt. Doch woher kommt das Interesse an Atin? Weil er auch ein Mando ist?"
Resus streicht kurz über das Tattoo und versucht, nicht in Gedanken zu verfallen, weshalb er seine Uniform wieder zuknöpft. "Als ich Atin Shun zum ersten Mal traf, viel mir sofort auf, dass er anders ist als ich. Seine Lebensweise als Söldner ohne eigene Überzeugung und nur auf der Jagd nach Geld, eine, die ich schon oft sah, missfällt mir immer noch. Am Ende unserer Mission, als wir uns als Piraten ausgegeben haben, hat er nicht einen Finger gerührt, um seinen "Kameraden" zu helfen. Er wollte seine eigene Haut retten...wenn ich so darüber nachdenke, erinnert mich das irgendwie an mich früher." Er senkt den Blick wieder, als er erkennt, was er gerade eigentlich gesagt hat.
"Ich kann deine Einstellung verstehen, wenn ich sie auch nie geteilt habe. Wir Mandos haben viele Arten, wie wir unser Leben gestalten, und diese gegenseitig zu akzeptieren, das macht uns eigentlich aus. Ich frage mich, was du von ihm willst. Willst du ihn töten? Ihm seine Lebensweise ausreden? Ihn deine Verachtung spüren lassen?"
Er schaut Cross ernst an. Resus hat es noch nie gemocht, so über seine Vergangenheit zu reden. "Meine Wut auf ihn..., vielleicht auf mich selber, war so groß, dass ich ihm den Tod wünschte, doch das hat sich geändert. Gerade auf Geonosis habe ich erkannt, dass es Wichtigeres in meinem Leben gibt, für das ich kämpfen will, doch...Ich frage mich immer noch, warum Atin überhaupt so geworden ist. Ich will es verstehen! Mehr nicht..."
"Es ist nicht leicht, zu widerstehen oder aus dem Teufelskreis der Gewalt wieder auszubrechen. Und mit der Zeit stumpft man ab, denkt nur noch an sich selbst und interessiert sich in keinster Weise für andere. Diese Lektion haben wir, die wir nicht dem Weg des Friedens folgten, alle irgendwann lernen müssen."
Resus nickt zustimmend. Er kann diese Erklärung gut nachvollziehen, ist sich aber nicht sicher, ob ihm das reicht. Er lehnt sich etwas zurück und kratzt sich an seinem Kinn, ehe er antwortet, wobei er mit einen ausschweifenden Geste beginnt. "Eigentlich bin ich hier her gekommen, um zu vergessen, um alles hinter mir zu lassen und zu kämpfen, wobei ich mich nach dem Konzept des "Cin vhetin" gerichtet habe. Du weißt ja: Sobald man seine Rüstung annimmt, spielt die Vergangenheit keine Rolle mehr, aber..." Er erinnert sich plötzlich an die vielen Gespräche mit seinem Bruder und die gedanklichen Rückblenden in den letzten Missionen. Er fasst den Ärmel seiner Uniform und atmet aus. "Mando'ad draar digur“ (Ein Mandalorianer vergisst nie).
Salen schnaubt kurz mit gespielter Belustigung. "Unsere Vergangenheit können wir nie hinter uns lassen. Warum auch? Am Ende des Tages sind unsere Erlebnisse das, was uns ausmacht. Hast du noch Kontakt nach Mandalore?"
„Nein. Die haben jegliche Verbindung gekappt. Vermutlich sind sie auch umgezogen...aber ich würde sie wiederfinden. Das ist mir aber im Moment egal. Es geht um das Problem an sich. Ich glaube, wenn ich mich einmal damit auseinandergesetzt habe, werde ich stärker werden."
"Und was würde es benötigen, damit du dich mit deiner Vergangenheit auseinandersetzen kannst?“
Aus einem unverständlichen Grund will Resus gerade zu einer Antwort im lauteren Ton ansetzen, als er von etwas aufgehalten wird. Einer Erinnerung an Yabol, der ihm ans Herz legte, dass er, sollte er von Atin oder eben von Cross nicht die Antworten erhalten, die er sich wünscht, es gut sein lassen soll. Er greift nach seinem Glas, nimmt einen Schluck und reibt sich die Stirn, bevor er Cross lächelnd ins Gesicht blickt.
"DAS war es. Ich hab dich total vergessen. Ich hatte Atin so im Fokus, dass ich vergaß, dass auch du mit Mandalorianern zu tun hattest. Ich bin mir sicher, dass ich mich immer wieder an die Vergangenheit erinnern werde, was ja normal ist, doch...solange ich darüber reden kann..."
Während Salen sein Glas leert und es vor sich auf dem Tisch abstellt, versucht er Enob immer noch einzuschätzen. Probleme in der Vergangenheit sind immer auch ein Problem der Gegenwart. Er muss sich sicher sein, das Enob nicht durchdreht, sollten sie noch einmal auf Mandalorianer treffen...was gar nicht so unwahrscheinlich ist, wenn seine Pläne aufgehen wie er will. "Wenn du darüber reden willst, kannst du gerne immer zu mir kommen, oder in den Ring. Eine Runde Sparring hat eine unglaublich entspannende Wirkung. Wenn du denkst, dass es dir hilft mit Shun zu reden...dann werde ich den Antrag mit dem Admiral durchsprechen."
Resus bemerkt wieder das Gefühl, dass er schon damals hatte, als er Cross zum ersten Mal sah. Jetzt erinnert er sich wieder. Dieser Cross...er hat etwas Eigenartiges an sich, etwas spezielles, etwas, das Enob mehr Konzentration verleiht, als er selber zu Stande bringen würde. Er versucht, dieses Gefühl irgendwo einzuordnen, schafft es aber nicht, was ihn nachdenklich macht. Er schaut Cross abschätzend und etwas verwirrt an. Komisch...jetzt, da Atin fast vor seinen Füßen liegt, zögert er. Warum zögere ich? , schallt es in seinem Kopf. Wie als wenn sich ein Knoten öffnet und alles gerade ist, so öffnet sich auch Enobs Gedankenknäul. Dieses plötzliche Gefühl der Klarheit scheint flüchtig zu sein, weshalb er es auf jeden Fall festhalten will. Nervös entscheidet er sich, schnell zu antworten.
"Auf das Angebot mit dem Sparring komme ich noch zurück, Danke. Ich...ich glaube, ich brauche das Gespräch mit Atin nicht mehr. Und...und ich weiß auch, wieso.“ Er fasst sich an die Seite, wo Atin ihm die Narbe verpasst hat. "Er hat mir bereits etwas hinterlassen, das mich stärker gemacht hat. Ich will mich nicht wieder von ihm oder sonst einem so leicht besiegen lassen. Ich will euch unterstützen, aber dafür muss ich leben und nicht durchdrehen, das weiß ich jetzt. Danke, Salen."
Dieser brummt und nickt zufrieden. "Sehr gut. Und jetzt nimm dir den Rest des Tages frei, ich kläre das mit deinem Vorgesetzten." Beide stehen auf und geben sich die Hand.
„Danke. Wenn ich etwas für dich tun kann, sag es nur.“
"Nicht dafür, wir sind ja schließlich eine große glückliche Familie."
Resus begibt sich dann schmunzelnd in Richtung Bürotür, als ihm noch etwas einfällt und er wieder zu Cross schaut. "Ach ja! Hab...ein Auge auf Turon, bitte." Er lächelt und merkt nicht, dass er auch etwas rot dabei wird, ehe er kurz Haltung annimmt und salutiert bis er mit frischem Geist wieder an die Arbeit geht.
Salen schmunzelt bei den Worten. "Hab ich doch immer..."