Beiträge von Resus Enob

    Persönliches Tagebuch
    Leading Crewman Aylin Thane
    Sicherheitsoffizierin


    Der Doc sagte mir, um nicht irgendwann doch noch einem psychischen Kollaps zu erliegen, solle ich meine Erlebnisse und Gedanken schriftlich festhalten. Ich bin, wie immer, skeptisch, wenn es um Ideen von Männern geht, aber er hat mich unter dieser Bedingung für diensttauglich erklärt, weshalb ich es tun werde.


    Also…Hallo…oder so.
    Das erste Gesicht, an das ich mich erinnere, als ich hier angekommen bin, ist das von Chris Carter. Er wies mich ein, zeigte mir die Sicherheitsabteilung und natürlich Interesse an mir. Als ich ihn daraufhin attackierte, regte er sich nicht ein bisschen. Er hält sich für einen fähigen Kämpfer und ich denke, das stimmt auch. Unter anderen Umständen hätte ich ihn mit in mein neues Quartier genommen, doch für meinen ersten Tag wollte ich es erstmal auf sich beruhen lassen. Die Traditionen der Hapaner, meiner Familie, werde ich hinter mir lassen müssen, nötigenfalls auch verändern.


    Dies zeigte sich auch in meiner Begegnung mit Tracie Thrall, meiner Abteilungsleiterin. Sofort habe ich in ihr eine große Kraft gesehen, doch sie selbst scheint nicht so überzeugt davon. Ich muss mich noch daran gewöhnen, so wie sie, lange am Schreibtisch zu sitzen, doch werde ich mein Training aus der Ehrengarde weiter fortsetzen, so gut und so oft es geht. Ich habe Tracie angeboten, mitzukommen, um sie zu trainieren. Ich sehe in ihr eine Menge Potential und während unserer privaten Zeit, die ich merkwürdigerweise sehr genieße, sind wir uns auch näher gekommen. Inwieweit sich diese Beziehung entwickelt, kann ich noch nicht sagen, was sie nicht weniger interessant macht.


    Nach meiner Ankunft, als ich mich etwas umschaute, machte ich mich auch schon auf den Weg zu der ersten Station meines Plans. Ich besuchte die erste Offizierin, Captain Gallahan, in ihrem Büro, die mir gerne für Fragen zur Verfügung stand. Ich unterbreitete ihr meine Karrierevorstellungen, vom LSO, über den Posten eines Offiziers bis zum Admiral. Beeindruckenderweise gefiel ihr mein Ehrgeiz und meine Offenheit, doch dann wollte sie das Gespräch mit mir schnell beenden. So von einer Frau abgewiesen zu werden und das auch noch mit einer so deutlich spürbaren Kälte, erinnerte mich an die Offiziere der Ehrengarde. Obwohl ich spüren konnte, wie Wut von mir Besitz ergriff, konnte ich die Bewunderung, die ich für diese Frau empfand, nicht ignorieren. Ich erzählte ihr vom Fight Club, von dem mir Carter berichtete. Dieser scheint illegal zu sein, und so beauftragte sie mich, mehr Informationen über den Club in Erfahrung zu bringen. Eine Chance, die ich mir nicht entgehen lassen werde.

    Wie schon auf Kuat und in der Werft, werde ich meine Aufgaben auch weiterhin vorbildlich erfüllen. Vielleicht werde ich dann auch irgendwann der berühmten Rear Admiral Filor begegnen. Ich werde meine Ziele erreichen und dafür alles tun, was in meiner Macht steht. Um ehrlich zu sein, weiß ich nur noch nicht, ob ich die Grenze dieser Macht sehen möchte. Bei meinem letzten Training habe ich Nasenbluten bekommen. Ich weiß nicht…
    Ach, dieses Schreiben ist doch Blödsinn!


    Aylin ENDE

    Während der Prügelei in der Bar, bei der Quia entführt wurde, hatte auch Resus gut zu kämpfen, ehe die Crew überwältigt wurde. Gerade hatte er es geschafft, einem fetten Rodianer, dessen Haut eher bläulich schien, eine Kopfnuss zu verpassen. Dummerweise stimmte der Winkel nicht ganz, sodass Resus etwas zurücktaumelte. Blut, das von seiner Stirn lief, benetzte seine Lippen. Der Rodianer schüttelte verdutzt den Kopf und richtete seinen Blaster auf Resus.
    „Es wird schnell gehen. Dieser Schuss trifft dich mitten ins Herz, Junge.“
    Resus schaute sich die verschwommen Gestalten um ihn herum an. Irgendwo meinte er, Leila mit einem riesigen Schwein kämpfen zu sehen. Langsam verschwommen seinen Gedanken ebenfalls.
    „Das wird nicht gehen, denn ich habe es jemand anderem in die Hände gelegt. Dort ist es behütet und geborgen.“
    Er wurde verständnislos angesehen. „Was für eine Scheiße laberst du da?“
    Resus stützte sich tief durchatmend auf sein Knie. „Ich würde es nirgends besser finden, weshalb ich mir auch keine Sorgen mache. Doch obwohl es dort wie auf Kissen liegt, vermisse ich es…sie.“
    Der fette Rodianer lachte dreckig, während ein Hagel von Schleim aus seinem Mund auf den Boden traf, und ging langsam auf Resus zu. „Eine Frau?! Es geht hier also um eine Frau…lächerlich.“
    Resus schaute hoch und musterte den Typen eindringlich, verfolgte jeden seiner schweren Schritte genau. „Sie ist für mich ganz besonders…deswegen darf sie’s auch behalten.“
    Grinsend kam er nun direkt vor Resus zum Stehen und drückte ihm den Lauf seiner Waffe auf den Kopf. „Schade…dann werde ich dir wohl die Birne wegbrennen. Verabschiede dich von ihr!“
    Da sah Resus seine Chance, den Moment, auf den er gewartet hatte, um seinen Handschuh zu aktivieren. Begleitet von einem Summen, brachen die Beine des Rodianers durch den Schlag von Resus, der sich derweil aufrichtete und dessen Kopf umfasste, um ihn auf sein Knie zu schmettern. Es hatte nur wenige Sekunden gedauert, bis der Dicke bewusstlos auf dem Rücken lag. Angewidert schaute Resus auf ihn herab. „Sie ist nicht hier, mirsh solus.“

    Vor einem Außenposten des Imperiums war sie im vollen Gange. Noch hatte Resus die Übersicht nicht verloren, während er versuchte, seine Schützlinge, ein Team des Ka'rta Klans, zusammen und am Leben zu halten. Das gelang ihm mehr Schlecht als Recht, denn der Kampflärm, das Schreien und Brüllen über Com sowie das Donnern der immer noch feuernden Artillerie überdeckte fast jeden Befehl. Sein Trupp befand sich so ziemlich im Zentrum einer gewaltigen Schlacht zwischen dem glorreichen Imperium und mehreren Schwesterklans, die in eine Falle der Imperialen gerieten. Die Schlacht war noch frisch und ein Sieger war noch nicht abzusehen.
    Stunden tobte der Kampf weiter und von den 500 Mandalorianern waren nicht mehr viele übrig. Gerade ein Dutzend Helme mit der Markierung seines Teams konnte er ausmachen. Sie hatten sich bisher sehr gut geschlagen und mindestens drei Bataillone aufgerieben. Seit kurzem standen sie jedoch einem Bataillon gegenüber, das mühelos einen nach dem anderen fällte.
    Jetzt näherten sich einige Soldaten bedrohlich dem Rest seines Trupps und einem jüngeren Mandalorianer namens Kadir. Er war ein tapferes Bürschchen, jedoch war es ein Wunder, dass er noch lebte. Resus riss zwei Soldaten mit sich und stürmte, nach Links und Rechts Schüsse austeilend, auf den nur wenige Meter entfernten Kadir zu. Wie konnte er sich nur so weit abdrängen lassen!? Kurze Zeit später sah er, wie ein hünenhafter Soldat in einer blutigen Rüstung sich über Kadir beugte und ihm sein Vibroschwert langsam in den Magen trieb. Der Junge schrie fürchterlich, aber dieser auffällig blutdürstige Imperiale machte dem kein Ende, sondern verlangsamte noch sein Tötungsritual um dem Elenden noch mehr Schmerzen zu bereiten. Resus stürmte auf den Soldaten, rammte ihn mit der Schulter, was ihm beinahe das Bewusstsein kostete und machte sich bereit zum Kampf. Aus dem Augenwinkel sah er gerade noch wie ein barmherzigerer Imperialer dem Leiden des Jungen ein Ende setzte und im Gegenzug selbst erschossen wurde. Ein tosender Zweikampf begann, dessen Ausgang Resus schon nach Sekunden klar war. Der Soldat vor ihm war stärker, besser. Jeder ausgeführte Schlag brachte Resus der Ohnmacht näher. Mit letzter Kraft und aller Erfahrung, die er mit seinen jungen Jahren Kämpferlebens einbringen konnte, schnellte seine Unterarmklinge hervor und er führte einen verzweifelten Stich auf das Bein des Soldaten aus. Tatsächlich schaffte er es, dem Feind eine tiefe Wunde beizubringen. Ungerührt und die fatale gebeugte Position seines Gegenübers ausnutzend, schmetterte dieser dem armen Resus das Griffstück seines Schwerts an die Stirn. Alles wurde sofort dunkel. Minuten, Stunden später öffnete Resus seine Augen und verlor augenblicklich erneut das Bewusstsein. Wahnsinnige Schmerzen trübten seinen Geist. Lebe ich wirklich noch?, fragte er sich. Blut verklebte seine Augen, aber nach etlichen Sekunden konnte er wieder klar denken und sehen. Die Schlacht tobte immer noch mit unveränderter Kraft und Grausamkeit. Sie hatte sich verlagert und er stand in einem Meer zertrampelter Leichen. Er blickte nach vorne und sah die imperialen Linien vorwärts drängen. Eigentlich hat er es von Anfang an gewusst, als die Falle zuschnappte. Er hätte sich an seine Werte erinnern müssen, seinen Pflichten gehorchen, doch er hatte versagt…


    Mit Schrecken in den Augen wird Resus aus dieser Erinnerung gerissen und erwacht, bis er realisiert, wo er sich gerade befindet. Er richtet sich vorsichtig auf, wischt sich müde über das Gesicht und schaut neben sich auf dem Bett. Ruhig…, denkt er sich, …das war nur die Vergangenheit, ein Albtraum. Jetzt starrt er die Realität einfach nur an und ihm überkommt ein Lächeln, während er leise murmelt: „Wie schön Entspannung sein kann…würde sie doch ewig halten…“

    Ungefähr fünf Minuten waren schon vergangen seit Norman, ein junger Pilot der Ensiferum und Freund, sich in den Besprechungsraum des Schiffes vor den schweigenden Resus setzte, der ihn zuvor freundlich hereingebeten hat. Dieser saß zurückgelehnt und blickte offensichtlich gedankenverloren in die Ferne, während er sich mit der Hand über den nachgewachsenen Kinnbart und die Lippen strich. Etwas nervös, ob es einen Grund für diese Stille gab, entschied sich Norman schließlich doch, ihn anzusprechen: „Du hast nach mir geschickt, Resus?“ Da erwachte der Navigator aus seiner Trance und schaute Norman kurz verdutzt an, bis er realisierte, weshalb er sich eigentlich in diesem Raum befand. Resus beugte sich etwas vor und legte seine Arme auf den Tisch, während er beinahe seufzend ausatmete. „Hm? Achja…Eine neue Einheit Hellfire Droiden ist angekommen. Ich möchte, dass du für mich ein paar Fotos von denen machst sowie dir allgemeine Daten zu den Dingern aufschreibst und mir schickst. Ich plane gerade ein Simulationsprogramm für die Navigatoren bzw. Kanoniere und komme selber nicht dazu.“


    Norman registrierte durchaus, dass Resus etwas beschäftigte, und wollte seinem Freund zur Seite stehen. „Ja…ja sicher. Alles in Ordnung? Du hast dir doch wohl mal kurz Ruhe gegönnt, wie Yabol gesagt hat, oder?“ Resus winkte diese Frage ab und zwang sich zu einem Lächeln, ehe er den Blick auch schon wieder senkte. „Ja natürlich…Ich…mache mir halt viele Gedanken.“ Norman schenkte seinem Freund ein echtes Lächeln, um ihn aufzuheitern. „Sie wird sich schon wieder erholen, Resus. Da bin ich ganz sicher.“ Resus richtete sich etwas auf und starrte sein Gegenüber an. „Ich weiß! Ihre neue Hand ist das Problem, aber das ist es nicht. Es ist etwas anderes und genau das verwirrt mich.“ Norman hob eine Braue und schaute ihn fragend an. „Als Leitender Navigator bin ich öfter unterwegs, als du jetzt vielleicht denkst, Norm. Tagtäglich renne ich von einer Seite des Schiffs zur nächsten und erst kürzlich war ich auf Geonosis, um unsere Sternenkarten abzugleichen.“ Er schaute wieder in die Ferne und seine Stimme wurde ruhiger. „Als ich mich wieder von Leilas Krankenbett geschlichen habe, musste ich schon wieder an diese…“ Plötzlich schaute er sich nervös um, bevor er sich wieder Norman zuwandte. „…diese Sternenkarten denken. Ich weiß auch nicht…“ Norman verstand nicht so recht, was Resus meinte, aber da er seinem Freund helfen wollte, überlegte er kurz, bevor er sprach: „Ich denke…Ja, ich denke, du solltest deine Arbeit vor Turon setzen. Immerhin sind wir im Krieg, also würde ich Sternenkarten vor alles andere stellen. Macht das Sinn?“ Resus lächelte nickend und stand auf. Offensichtlich hatte das Aufheitern Wirkung gezeigt. „Du hast Recht. An die Arbeit, also!“

    In Yabols Quartier sitzen sich selbiger sowie Resus gegenüber und besprechen die letzten Geschehnisse. Resus scheint dabei sichtlich aufgewühlt zu sein. Zumindest hat er es geschafft, sich an sein linkes Auge zu gewöhnen. Er atmet seufzend aus. „Die Hauptplatine von 44 scheint noch intakt zu sein. Er wird also wieder der ‘‘alte‘‘ werden. Allerdings fehlen mir die Mittel, um ihn zu reparieren und ich hatte gehofft, durch deine Kontakte an das beste Material zu kommen, was Geonosis zu bieten hat, verstehst du? Vielleicht könntest du in dem Zuge auch gleich eine kleine Änderung an seinen Subroutinen vornehmen.“ Yabol nickt bestätigend, doch in seinem Gesicht breitet sich Sorge aus. „Das könnte ich arrangieren. Ich könnte ein paar Informationstechniker zusammentrommeln, aber Resus…Du weißt, ich helfe dir gerne…“ Plötzlich wird er von einer donnernden Faust unterbrochen, die auf dem kleinen Tisch vor ihm landet. Sie stammt von einem wütenden Resus, der seine Stimme hebt. „Hör zu! Ich will, dass der Droide, sollte mir oder Leila etwas zustoßen, wobei Leila zu priorisieren ist, einschreitet und uns rettet, bevor er sich wieder Almeida zuwendet. Die hat ja noch 42. Ich will...nicht, dass ihr etwas passiert.“ Resus‘ Stimme wird am Ende des Satzes immer leiser und er senkt den Blick, als sich seine Faust wieder entspannt. „Was war das gerade?“, fragt er sich in Gedanken. „Ich bin früher nie so ausgetickt.“ Yabol tritt sofort näher an Resus heran und legt ihm eine besänftigende Hand auf dessen Schulter. „Ich mach das schon. Leg du dich erstmal hin, Sohn. Die OP, deine neuen Aufgaben und jetzt das... War vielleicht etwas viel auf einmal.“ Resus schaut zu Yabol auf und lächelt. „Ich danke dir. Ich werde mir Ruhe gönnen, aber zuvor muss ich noch etwas erledigen.“


    Wie die Schönheit eines Märchens, so liegt sie in einem Krankenbett, zu dem sich Resus geschlichen hat. Er sitzt neben der offensichtlich noch Bewusstlosen und hält ihre Hand zwischen seine. Mit ausdrucksloser Miene schaut er sie an. „Ein Raum weiter. Ich war ein Raum weiter und habe es trotzdem nicht geschafft. Das tut mir Leid. Ich weiß gar nicht, ob du mich hörst, aber…Dieser Droide von Almeida ‘‘42‘‘, er hat gedroht dich zu töten, sollte ich seinen…seinen Bruder nicht reparieren.“ Ein kurzes Schmunzeln überkommt ihn. „Wie lächerlich…eine Maschine droht einem Menschen. Dabei wollte er erst einen ehrenhaften Kampf. Ich gebe nichts auf einen Schwur, den ich einer Maschine geleistet habe, doch…es wäre dumm von mir, diese Gefahr zu unterschätzen. Ich könnte es mir nie verzeihen…“ Resus hält ihre Hand nun etwas fester. „Leila…, ich liebe dich nicht, weil ich unsere gemeinsame Zukunft vor mir sehe. Ich liebe dich, weil ich mir nicht vorstellen kann, ohne dich zu sein.“ Auch wenn er es sich selber nicht ganz erklären kann, lässt er ihre Hand los und beugt sich etwas vor, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben.

    Dantooine – ZI: 270809 n. E.


    Der Stern Dina schien, der Himmel war bilderbuchblau, es war schon fast richtig warm. Es war einer der schönen Tage zum Jagen, doch Resus‘ Bruder musste hier den Babysitter spielen. „Echt klasse!“, dachte er sich. Seine Kameraden jagten jetzt wahrscheinlich schon den ersten Iriaz hinterher, und was machte er? Er trottete mit seinem unerfahrenen Brüderchen am Rande eines Wäldchens unweit vom Lager. Lagerwache! Ordo, sein Vorgesetzter sozusagen, machte das vermutlich sowieso nur um ihn zu ärgern, weil er wahrscheinlich genau wusste, wie ernüchternd es für ihn war, seinen Bruder begeistert zu loben, wenn er einen der schönen Brith im Himmel entdeckte. So hatte er sich seine Zeit bei den Mandalorianern nicht vorgestellt. Es musste ja unbedingt er Wache halten und dem Jungspund die Flora und Fauna zeigen. Aber Befehl war Befehl.


    Gelangweilt und frustriert trottete er also mit Resus durchs Gestrüpp und war nur froh, dass ihnen bisher keines der gefährlicheren Tiere entgegen kam, obwohl er sein Blastergewehr fest in den Händen hielt. Als sie sich einige Meter vom Lager entfernt hatten, fiel ihm ein Stein vom Herzen, da es in dieser Gegend recht still war und sie bisher nur einen Brith gesehen hatten. Erstens verlor Resus dann vielleicht eher die Lust und wollte wieder zurück, sodass sein Bruder sich noch etwas ans Feuer setzen konnte, und zweitens entging er so nervigen Fragen von Resus, deren Antworten er auch auf Mandalore bekommen könnte. Allerdings musste er sich eingestehen, dass diese Welt recht angenehm war.


    „Hey, was ist das denn?“, rief Resus und rannte auch schon los, um an einer Pflanze zu ziehen. Gerade wollte er Resus nachrufen, dass er hier nicht einfach einen fremden Garten umgraben sollte, doch da hatte er schon die Wurzel in den Händen und präsentierte sie seinem Bruder. Dieser nahm sie ihm sofort weg und legte sie, nachdem er sie musterte, wieder an ihren Platz. „Das ist eine Vincha-Wurzel. Sie ist für die hiesigen Ureinwohner von hohem Wert, nicht für uns. So und jetzt lass uns gehen! Hier ist eh nichts los. Geh schon mal vor.“ Dank des Befehlstons seines Bruders und einem mürrischen Blick, machte Resus auch sofort kehrt und ging in Richtung Lager, ohne weiter nachzufragen, während sein Bruder zum nächsten Baum spazierte, um sich zu erleichtern. Er kam jedoch nicht dazu, da er ein Knacken im Wald bemerkte, das ihn aufschrecken ließ. Er zielte mit seinem Blaster ins Dickicht, als ihm ein vertrautes Gesicht vors Visier trat – Ordo. Resus‘ Bruder lächelte erleichtert und senkte das Gewehr wieder, als auch die anderen Kameraden erschienen.


    „Ihr seid schon zurück?! War die Jagd erfolgreich?“ Ordo antwortete mit Besorgnis erregender Stimme. „Wir haben gerade mal ein paar Fabool erwischt, doch das ist nicht der Grund für unsere Rückkehr. Wir haben Spuren entdeckt, die der Grund für diese Stille sein könnten…Kath-Hunde. Wir haben ihr Revier betreten.“ Noch bevor Resus‘ Bruder weiter fragen konnte, wurde die Aufmerksamkeit der beiden gen Lager gelenkt. Die Erscheinung war deutlich: Rot-weißes Fell und drei höckerähnliche Gebilde auf dem Kopf. Ein Kath-Hund, der knurrend und bellend auf Resus zu rannte.


    „Resus!“, schoss es ihm durch den Kopf und so schnell wie noch nie zuvor in seinem Leben rannte er zu seinem Bruder, die Rufe von Ordo ignorierend, die ihn vor dem Rudel warnten. Sekunden später erreichte er das Lager und sah ein Bild, das er wahrscheinlich nie wieder vergessen würde. Resus hing wie ein nasser Sack an dem Ast eines Blba-Baums, der Hund direkt darunter. Kläffend, sabbernd und ziemlich in Rage sprang er immer wieder hoch und versuchte, nach Resus zu schnappen. Ohne nachzudenken, riss er das Gewehr hoch und gab dem Tier einen tödlichen Schuss. Jetzt ging allerdings ein anderer Hund, den er vorher nicht bemerkt hatte, auf ihn los, sprang ihn an, und Resus‘ Bruder versuchte sich mit seinem Gewehr, jetzt als Schlagwaffe, so gut wie möglich zu wehren. Den ersten Angriff konnte er noch abhalten, aber der Kath-Hund war einfach stärker. Beim zweiten Sprung riss das Gewicht des Tieres ihn zu Boden und er schrie auf, als sich der kräftige Kiefer der Bestie in seinen Unterarm grub. Er wollte sich losreißen, aber der wesentlich stärkere Hund ließ ihm einfach keine Chance. Immer tiefer gruben sich die Zähne in seinen Arm und er war für einen Moment unfähig, sich zu wehren. Doch dann flammte neue Kraft in ihm auf und er trat mit voller Wucht auf das Tier ein, während er mit der freien Hand versuchte, die Kehle des Hundes zu fassen zu bekommen. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde das Tier von ihm ablassen, doch dann verbiss es sich in seine Seite, was noch schmerzhafter war als der Arm. Er spürte wie dieses monströse Gebiss sich immer weiter in seinen Körper bohrte und sah, wie er ziemlich stark blutete. Aber gerade das Blut machte den Hund noch wütender und er fiel noch gieriger über sein Opfer her. Er versuchte zwar immer noch, sich zu wehren, aber das hatte jetzt kaum noch Zweck, denn er spürte nur noch die schrecklichen Schmerzen und hatte den Geschmack seines Blutes auf der Zunge.


    Dann hörte er plötzlich das vertraute Geräusch eines Blasters und alles war vorbei. Ordo hatte auf den Kath-Hund geschossen und das Tier sank leblos zu Boden. Sofort waren weitere Kameraden um Resus‘ Bruder herum und schauten nach den Wunden, doch er hatte nur einen Gedanken. „Resus…wo ist Resus?“, flüsterte er, da ihm zum Sprechen jegliche Kraft fehlte. „Hier, er ist hier bei mir.“, sagte Ordo, „Es geht ihm gut.“ Unter schier unglaublichen Schmerzen drehte er seinen Kopf etwas und entdeckte seinen Bruder. Er schien etwas geschockt zu sein, aber wenigstens war er wohl auf. Das war die Hauptsache. Er blickte seinem Bruder in die Augen und wollte noch sagen, dass er die Vincha-Wurzel jetzt doch gut gebrauchen könnte, doch dann wurde ihm schwarz vor Augen und er spürte gar nichts mehr.

    Imperiale Akademie - Kurs: Astrophysik


    „Vor mehr als 25000 Jahren kam der erste Hyperraumantrieb zum Einsatz…“, erzählte der Lehrer, ein Offizier des Imperiums, mit ruhiger Stimme, während er mit gefalteten Händen voran durch den Klassenraum an Resus vorbei ging. Er fand, dass der Bothan mit seinem weißen Fell und den blauen, golden gesprenkelten Augen eine beeindruckende Aura ausstrahlte, weshalb Resus immer wieder gerne diesem Unterricht beiwohnte. „…und ermöglichte uns das Reisen in Überlichtgeschwindigkeit.“ Er drehte sich abrupt um und ging wieder zur Holotafel im Blick der Schüler, bis er sich zu ihnen wendete. „Licht! Energiereiche Strahlen, die zwei verschiedene Eigenschaften aufweisen: Eigenschaften von Wellen und…“ Der geduldige Bothan wurde von dem Zucken eines Arms unterbrochen, das die Meldung eines Schülers signalisierte, woraufhin dieser zu sprechen begann. „…und Eigenschaften eines Teilchenstroms. Daraus folgt, dass Licht wie jedes andere Objekt der Schwerkraft unterliegen müsste, Sir.“ Es war offensichtlich, dass jeder im Raum, wie auch Resus, das Wort „Streber“ im Sinn hatte, doch nicht der Lehrer. Dieser riss die Arme hoch und sagte: „Exakt! Darauf wollte ich hinaus. Zehn Punkte für Gryf…oh, ich meine…Gut gemacht!“ Er drehte sich zu den Kontrollen der Holotafel und gab irgendetwas ein, woraufhin das dreidimensionale Abbild eines großen Sterns erschien und er sich wieder seinen Schülern zuwendete.


    „Bei einem Stern, der eine größere Dichte hat, aber mehr als 500-mal so klein ist wie diese Sonne, ist die Fluchtgeschwindigkeit, wie sie wissen, höher als die Lichtgeschwindigkeit. Hier sind die Lichtteilchen nicht mehr schnell genug, um der Anziehungskraft dieses Sterns zu entkommen.“ Mit einem Wink des Lehrers änderte sich das Holo, der Stern schrumpfte immer weiter und verlor immer mehr von seinem Licht, bis es schließlich gänzlich verschwand und sich der Raum darum verzerrte. „Der Stern muss daher nach außen schwarz erscheinen oder konkret gesprochen: Er ist unsichtbar! Wie nennen wir diese Entwicklung?“ Der gleiche Schüler von eben meldete sich, was einiges Kichern nach sich zog, doch er bekam seine Chance. „Die Entwicklung eines Schwarzen Lochs, Sir!“ Der weiße Bothan, der für seine merkwürdigen, aber effektiven, Unterrichtsmethoden bekannt war, lächelte, denn er hatte seinen Schützling dort, wo er ihn haben wollte. „Und wie nennen wir das, was Schwarze Löcher zu tun pflegen?“ Nun veränderte sich der selbstbewusste Gesichtsausdruck des Schülers und jedem anderen im Raum zu einem fragenden. „Gra…Gravitation, Sir?!“ Die Mine des Lehrers wurde strenger und seine Stimme nahm eine dunkle Tonlage an. „Verrat.“


    Die Schüler blickten sich um und suchten nach einer Erklärung in den Gesichtern der anderen, ehe der Bothan vor der Holotafel sich aufrichtete und mit einem weiteren Wink in das Innere des Schwarzen Lochs zoomte und fortfuhr. „Dieser Stern hat seine Kameraden verraten, sehnt sich nach Stärke und verschlingt alles, was ihm in die Quere kommt, selbst das Licht der anderen. Allerdings hat dies einen Nachteil und ich denke, sie stimmen mir zu, wenn ich ihnen sage, dass niemand Verräter leiden kann und diese bestraft gehören, doch…sie sind schon gestraft worden. Ihr Herz, die Masse im Innern eines solch dichten Objekts ist so eng zusammengedrängt, dass selbst Atome ihre ursprüngliche Form nicht bewahren können. Die Schwerkraft ist so groß, dass die Atome zusammengequetscht und die Elektronen in ihre Kerne hineingedrückt werden. Hört der Stern nun auf zu kollabieren? – Nein! Wie eine Kugel, die den nächsten hohen Punkt einer Bergkette erreicht hat, nimmt sie wieder an Fahrt auf und rollt weiter. Der Verräter hat also nicht nur seine Kameraden, sondern auch sich selbst verraten, sein Herz verraten.“

    Der Bothan blickte in verwirrte Gesichter, aber Resus hatte verstanden, was er sagen wollte. Er blickte sich um, musterte seine Kameraden und dachte: „Falls mich einer meiner Kameraden verraten sollte, und ich hoffe, das wird niemals geschehen, kann ich nicht anders, als Mitleid zu empfinden. Solange ich mich außerhalb seiner beeinflussenden Reichweite bewege, bleibt mir nichts anderes übrig, als die zu retten, die er zu verschlingen sucht.“



    Ein stechender Schmerz ging durch Resus‘ Brust, was seine Holomaske zum Flimmern brachte, und ein ferner, markerschütternder Schrei war zu hören. Seine Augen weiteten sich. „Leila?!“

    Vorsichtig an seinem Kaffee schlürfend, den ihm sein ehemaliger Vorgesetzter und Stellvertreter netterweise gebracht hat, kümmert sich Resus gerade um die Entschlüsselung eines abgefangen Signals. Etwas ungestörter befindet er sich deshalb im Besprechungsraum und betrachtet sein Pad.

    Gerade als er mit dem Dekodieren beginnt und einige Zahlen über den Bildschirm huschen, ertönt jedoch ein leises Klicken, das für andere, außer Resus, unhörbar ist. Die mechanische Einheit seines linken Auges stellt sich mal wieder selber ein, um sich der Sicht seines anderen Auges anzupassen, was ihn jedes Mal zucken lässt. Genervt fasst er sich an die Schläfen und massiert sie, während er seine Augen schließt. Die Gewöhnung wird noch andauern, das weiß er, doch etwas anderes macht ihm viel mehr Sorgen.


    Seine Aktion mit den Gravitationswellenprojektoren ist eine furchtbare Fehleinschätzung gewesen, die den Tod von einigen Piloten nach sich gezogen hat. Dies ist leider keine Seltenheit im Krieg, doch obwohl ihn der Admiral sogar zum Leitenden Navigator gemacht hat, bekommt er diese Szenen nicht mehr aus dem Kopf. Eigentlich hat jeder auf der Brücke sein Leben an sich vorbei ziehen sehen, aber das ist es nicht, was Resus zu schaffen macht. Seit seiner Operation hat es noch nicht viele Hinweise gegeben, allerdings ist ihm dieses vorschnelle Handeln aufgefallen. Er hat sich dem Befehl des Admirals widersetzt und das ist etwas, was sich Resus wohl nie wieder verzeihen wird. Nie wieder wollte er es auch nur im Entferntesten zu einer Situation wie damals auf Mandalore kommen lassen.


    Da er es sich nicht anders erklären kann, schiebt Resus dieses Fehlverhalten deshalb auf Jiros. Er weiß noch nicht, was genau der Doc getrieben hat, aber er sollte vorsichtig mit seinen zukünftigen Entscheidungen sein. Zumindest kennt er nun einige Vorteile seines neuen Auges. Wenn er richtig analysiert hat, ist es ihm teilweise möglich, einmal benutzte Einstellungen sogar mit seinen Gedanken wieder aufzurufen. Das hat er bemerkt, als er zu Leila auf der Brücke geschaut und sich sein Auge sofort an Entfernung sowie Lichtverhältnisse angepasst hat. Ihr scheint es wieder etwas besser zu gehen. Immerhin hat sie ihn seit langem mal wieder angelächelt, was ihm zusammen mit der Beförderung viel Kraft gegeben hat. Auch in diese Richtung sollte er einen weiteren Schritt wagen, denkt sich Resus.
    Als Leitender Navigator ist er im Crewgraben nun häufiger in Bewegung, um seine Kameraden zu beobachten und aufeinander abzustimmen, jedoch wird er es sich nicht nehmen lassen, diese Schönheit von einem Schiff hin und wieder selbst zu bewegen.


    Nachdem Resus seine glücklicherweise kaum unterscheidbaren Augen wieder öffnet, zeigt ihm sein Pad auch schon das Ergebnis der Entschlüsselung. Unfassbar…

    -[o]- --- > Incoming Message < --- -[o]-


    DSD II Ensiferum
    WO Resus Enob
    Navigator
    Zeitindex: 180420 n.E.
    Geheimhaltungsstufe: ROT


    -[o]- --- > Start of Transmission < --- -[o]-


    PERSÖNLICHES LOGBUCH DES NAVIGATORS


    der Einheit DSD II Ensiferum zu ZI: 180420 n. E.



    Anwesende Besatzung:


    [KO]AAdm Hailfire
    [JSF]WO Kinobe
    [SO]WO Turon
    [NAV]WO Enob
    [JP]MCm Vynmorr
    [JP]CCm Choux
    [AD]L Krason


    Gastoffiziere:


    [ING]CPO McGregor (Dragneel)


    Auftrag: Sicherung des Heimatsystems
    Systeme: Geonosis System, Arkanis System
    Standort nach Beendigung der Mission: Gedi System, Arkanis System
    Imp. Kontakte: 152. Schweres Invasionsgeschader "Metal Hammer", 24 Prototypen von Droidenjägern
    Neutrale Kontakte: -
    Feindkontakte: -
    Feindliche Verluste: -
    Eigene Verluste: Eine Rotte Droidenjäger, einige Piloten




    Wichtige Missionsvorkommnisse:


    Admiral Hailfire unterzeichnete trotz der gravierenden Niederlage auf der Raumstation den Vertrag mit der Chesterfield Inc. Das neue Flaggschiff der Flotte in den Werften von Geonosis wächst und gedeiht, scheint aber noch immer keine wirkliche Form anzunehmen. Unterdessen konnte das Ingenieursteam um Chief Petty Officer McGregor eine erste Produktionsserie neuer Jäger fertigstellen, die die Verluste durch die Schlacht gegen Bradly ausgleichen und das System autark sichern sollen. Ein erster Test dieser Prototypen stand nun an, weshalb die Ensiferum in das leere und unbewohnte Gedi System sprang.


    Dort wurden die Droidenjäger gestartet und deren Flugkünste von zwei Jäger-Staffeln der Ensiferum analysiert. Die Droiden, deren künstliche Intelligenz umgewandelt aus digitalisierten Flugmanövern, Verhaltensmustern und Reaktionszeiten humanoider Piloten und auch AAdmiral Hailfires besteht, vollführten faszinierende Formationsflüge und simulierte Kampfhandlungen. Die Fähigkeiten der leistungsstarken Droidenhirne überstiegen quasi die der Piloten. Um dies zu testen, wurde ein simulierter Raumkampf zwischen den Droiden und den Piloten der Ensiferum gestartet, doch schon nach kurzer Zeit wurde ersichtlich, dass die Droiden die Piloten gekonnt ausmanövrierten.


    Trotz dessen gelang es schließlich, einen der Droidenjäger durch simuliertes Feuer zu deaktivieren, wodurch er unkontrolliert in die Rückendeckung der Piloten-Staffeln raste und an der Hülle der Ensiferum zerschellte. Dieses Ereignis hat wohl etwas Unvorhergesehenes in den Zentraleinheiten der Droidenjäger verursacht, denn sie haben ihre Subroutinen umgeschrieben, sodass sie nun autonom zu denken und uns gegenüber unabhängig zu sein scheinen. Ohne weitere Befehle formierten sie sich wieder und begannen ihren Angriffsflug auf die Ensiferum bzw. ihrer Schildkuppeln als neues Ziel. Als Gegenmaßnahme entschied ich mich, die Gravitationswellenprojektoren hochzufahren, anstatt direkt anzugreifen, wodurch einige Droidenjäger in den Kommandoturm und die Schildkuppeln gerissen wurden. Auch einige der Piloten zerschellten an der blanken Hülle der Ensiferum.


    Es bleibt abzuwarten, welche Folgen die Schäden haben werden. Dennoch muss sich die Crew auf einen erneuten Angriff der Droidenjäger gefasst machen.



    Schiffsstatus: GELB
    Hülle: 75 %
    Schilde: 0 %
    System: 85 %



    Für das Überleben des Schiffes und der Crew in der Schlacht !



    Resus Enob
    Warrant Officer


    -[o]- --- > End of Transmission < --- -[o]-

    ZI 06 n. E., Stewjon:


    Jeden Morgen, wenn ich aufwache und die Sonne Stewjons durch das Fenster scheint, füllen sich meine Lungen mit dieser herrlichen Luft und einem süßen Duft, der von Blüten vor unserem Haus stammt. Es ist Frühling - eine Zeit, in der der blaue Himmel sowie der Glanz zahlreicher grüner Wiesen Abbild innerer Zufriedenheit und Zuversicht sind.


    Im Frieden mit mir selbst gehe ich, vorbei an meinem lächelnden Vater, der mir den Kopf tätschelt, in die Küche, wo ich meine Mutter vorfinde. Zu meiner Überraschung sitzt neben ihr an einem runden Tisch, die Hände um einen Becher mit heißem Gebräu gefaltet, mein Onkel, ein hochgewachsener Mann mit rasiertem Kopf, gefurchter Stirn und einer gut sichtbaren Narbe, die sich über seine linke Gesichtshälfte zieht. Er und meine Cousine leben auf Mandalore, weshalb ich mich immer freue, wenn er uns im Frühjahr besuchen kommt. Auch bekannt als "Tracynia Verd“, was so viel wie Flammenkrieger bedeutet, hat mein Onkel schon viele gefährliche Abenteuer erlebt, weswegen er viel zu erzählen hatte. Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die, wo er gegen zehn Männer auf einmal angetreten ist.


    ,,Hast du wieder eine Geschichte parat, Onkel?", frage ich und renne auf ihn zu. ,,Ho ho ho…“, lacht er, bevor ein Husten ihn unterbricht. Jetzt, wo ich näher bin und er meine Schulter nicht mehr so hart klopft wie früher, dass sie zu brechen droht, wie ich immer denke, sehe ich erst, dass dieser berühmte Mann vor mir älter geworden zu sein scheint, aber nicht nur das. Die Art, wie er sich gibt, ist…anders. ,,Ich glaube, du hast bisher jede meiner Geschichten gehört, Resus, aber wenn du möchtest, erzähle ich dir, was dein Bruder so treibt.“ Mit einem Grinsen setze ich mich in den Schoß meiner Mutter und starre ihn gespannt an. ,,Habt ihr zusammen gekämpft? Meine Cousine auch?“


    ,,Oh, dein Bruder und deine Cousine machen sich prima. Ich denke, aus ihnen werden wahre Mandalorianer, aber…die Zeit von "Tracynia Verd“ ist vorbei, Resus.“ Er lächelt knapp und lässt mich etwas geschockt und verwirrt sitzen. ,,Aber warum?“, frage ich dann. ,,Hast du keine Lust mehr? Das kann ich mir nicht vorstellen.“ ,,Resus, ich glaube, das wirst du erst begreifen, wenn du etwas älter bist, aber…ich sehe mich nicht mehr als Krieger der Flamme. Ich sehne mich nach…etwas Frieden.“ Dem immer noch verwirrten Blick von mir nach zu urteilen, bleibt meinem Onkel keine andere Wahl, als weiter zu reden. ,,Ich bin kampfbereit, das unter allen Umständen, aber die pure Zerstörungskraft meiner Flammen soll der alleinigen Wärme weichen. Anders gesagt: Einst war ich Krieger der Flamme, öfter verwundet, als du vielleicht glaubst, verletzt, geprägt von Vorurteilen und dem falschen Selbstbild, was andere verursacht und geschaffen haben. Jetzt bin ich Krieger des Lichts und teile die Strahlen nur noch mit denen, die für sich selbst den aufrichtigen, ehrlichen Wunsch haben, ihre eigene Wahrheit zu leben, um glücklich zu sein. Mehr als andere unseres Clans, wie zum Beispiel dein Bruder, der seine Erfahrungen erst noch sammeln muss, möchte ich mich den uralten Werten der Mandalorianer widmen und das ist etwas, was ich auch dir weitergeben möchte, Resus.“ Genau wie mein Vater, tätschelt auch er jetzt meinen Kopf. ,,Gegenseitiger Respekt und Akzeptanz sollte sich von selbst verstehen und die Freiheit, so zu sein wie man ist oder sein will, niemanden vom eigenen Lebensstil überzeugen zu wollen oder die Spielregeln festzulegen. Wenn du das verstanden hast, ist dir die Möglichkeit gegeben, neugierig zu sein, dich inspirieren zu lassen, dich selbst neu zu erfinden, sofern dich nichts daran hindert oder du zu sehr mit dir selbst beschäftigt bist.“


    Ich löse mich von meiner Mutter und meinem Onkel und schaue aus dem Fenster, entgegen dem Farbenspiel, das sich mir vorher schon angedeutet hat. Ich verstehe noch nicht ganz, was er meint, aber irgendwie…glaube ich ihm. Mir bleibt allerdings nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn ich merke, wie er aufsteht und sich neben mich stellt, diese Legende, dieser ältere Mann…mein Onkel. Da hockt er sich auf einmal hin und erzählt mir noch mehr, etwas, an das ich mich wohl noch lange erinnern werde. ,,Siehst du? Dafür lohnt es sich doch…Wenn der Abend die Sonne hinunter zieht und der Tag sich dem Ende neigt, dann schläft die Welt, aber du bist da und scheinst.“

    Ich richte mich etwas auf. Die Beine baumelnd sitze ich auf dem Bett und starre auf das ausgeschaltete Pad, das der liebenswerte Doc mir überreicht hat. Das Ebenbild eines Mannes, den ich so nicht kenne, blickt mir in die Augen…das Auge. Ich fasse mir auf den kahlgeschorenen Kopf, ich streiche mir über das Kinn. Der Bart ist auch weg. Vermutlich belustigt sich Jiros gerade daran, wie einer seiner „Schützlinge“ versucht, sich die mit Superkleber befestigten Haare von der Nase zu kratzen. Aber was denke ich jetzt über Bärte nach…


    Vor mir sehe ich einen Mann, dem wohl irgendetwas zugestoßen ist. Ich hörte von einem Unfall; Strahlung oder so. Ich berühre den Verband über meiner Stirn, unter dem die synthetische Haut immer wieder zu jucken beginnt. Alles scheint wieder normal zu werden. Auch das Auge sieht…menschlich aus. Die exakte Kopie der Iris ist bemerkenswert, doch wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass durch das Weiß etwas Mechanisches scheint. Kehre ich also nicht zur Normalität zurück?


    Ich kann es spüren…ein Fremdkörper in mir. Als der Droide kam, um mit mir alles durchzusprechen, von dem ich nur die Hälfte mitbekam, und das Auge zum ersten Mal einschaltete, mir das Augenlicht wiedergab, erschrak ich. Erst ein kurzes Flimmern, dann ganz plötzlich…ein heller Schein. Für einen kurzen Moment habe ich Farben gesehen, wie es sie in allen Kunstschulen der Galaxis nie geben könnte, bis sich die mechanische Einheit an das andere Auge angepasst hat. Dennoch überrascht mich die hohe Qualität, die diese Sicht mit sich bringt. Das kann auch Gutes bedeuten… Ich habe mir Bilder zur Eingewöhnung angeschaut: Die Häuser auf Stewjon, meiner Heimat, das Glitzern in den Seen von Naboo, ja selbst die roten Felsen von Geonosis erstrahlen in einer für mich unbekannten…Schönheit.


    Trotz dessen muss ich sagen, irgendetwas stimmt nicht. Bin das da immer noch ich? Ich, warum ich? Ich bin Navigator des DSD II Ensiferum. Navigator Resus Enob…mit einem neuen Auge. Ich kann es spüren, das Ticken des Prozessors in meinem Schädel, obwohl ich das nicht sollte. Wie der Zeiger einer Uhr…Zeit… Ich habe keine Zeit. Keine Zeit über Gut und Böse zu philosophieren, Vor- und Nachteile abzuwägen. Ich bin Offizier. Ich stelle das Pad ab und lege mich wieder hin. Ich werde Kraft brauchen. Ich werde es schaffen, ich muss…irgendwie.

    Resus erwacht aus wirren Träumen in einen für ihn mit blendendem Licht gefüllten Raum auf einem sterilen Bett. Aufgrund plötzlicher Kopfschmerzen fasst er sich an die Stirn und trifft auf einen Verband. Erst jetzt fällt ihm auf, dass er nur durch das rechte Auge schaut. Zudem hat er seine Uniform nicht mehr an und kann sie auch nirgends ausmachen. ,,Was…Warum bin ich hier?“, murmelt er, als er den Zugang der Infusion in seinem Unterarm mustert.
    Das Einzige, woran sich Resus erinnert, ist, dass er sich mit Yabol zu einem Test der Gravitationwellenprojektoren getroffen hat. Während diesem ist eine Gestalt auf ihn zugekommen, dann ein Schmerz – das war’s.
    Sichtlich verwirrt, aufgrund der Tatsache, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmt, schaut er sich im Raum um, als er Jiros auf sich zugehen sieht. Den Mann, der Resus vor kurzem erst gefoltert hat.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht (oder ist es Zorn?) versucht er sich aufzurichten, um den Doc besser sehen zu können. ,,Was hast du mit mir gemacht?“

    Auf dem Weg zum Quartier von Yabol war Resus mit seinem Pad beschäftigt. Yabol hatte ihn gebeten, sich mit ihm zu treffen, da er eine Überraschung für ihn hatte. Während Resus sich wieder mal Aufzeichnungen über die Gravitationswellenprojektoren anschaute, um dieses Mittel perfekt einsetzen zu können, achtete er kaum auf seine Umgebung, was irgendwann unweigerlich zu einer Kollision führen musste.


    Dumpf prallte Resus gegen den Arm eines hochgewachsenen Mannes, woraufhin kurze wütende Blicke ausgetauscht wurden und Resus sich höflichst entschuldigte. Für den Mann und seine zwei Kumpanen war es damit jedoch nicht vorbei. ,,Pass doch auf, du Idiot! Moment…Ah, wen haben wir denn hier? Die Konkurrenz?!“ Resus war etwas überrascht von dem Aufprall, weshalb er einen Moment brauchte, um die Typen zu erkennen. Es waren drei jüngere Sicherheitsoffiziere, die er schon einmal gesehen hatte, zuletzt in der Kantine, als er sich mit Leila traf. ,,Konkurrenz?“, schaute sie Resus fragend an, woraufhin der größte der drei zu Lachen begann und die anderen grinsten. ,,Ich an deiner Stelle würde vorsichtig bei Turon sein. Sie ist sehr beliebt bei uns.“ Resus schaute zuerst etwas verwirrt, musste dann aber schmunzeln. Er wusste nicht, was die Typen das anging und er hatte ja auch einen Termin, weshalb er sich zum Gehen bereit machte und dem Schrank vor ihm ins Gesicht schaute. ,,Netter Vorschlag...Wenn ihr mich entschuldigen würdet…“ Der Mann schaute sich flüchtig nach seinen Leuten um und deutete auf den nun weggehenden Resus. ,,Pass auf! Nicht, dass du nachher keine Chance mehr hast, sie zu treffen.“ Wie erwachsen…, dachte sich Resus und schüttelte den Kopf, ehe er vor Yabols Quartier zum Stehen kam, den Typen und seine Hündchen, die sich gegenseitig etwas zuflüsterten, lange nicht mehr im Blickfeld.
    Unerwartet kam Yabol ihm direkt entgegen und setzte zu einem kräftigen Handschlag an, den Resus erwiderte. ,,Ah, da bist du ja! Ich wollte gerade nach dir sehen. Ist es das, was ich denke, Sohn?“, sagte er lächelnd und schaute auf Resus‘ Pad. ,,Ach, wenn du die Gravitationswellenprojektoren meinst, dann ja. Aber sag mal, was du eigentlich planst? Wieso bin ich hier?“, wollte Resus ungeduldig wissen. Ein breites Grinsen entwickelte sich in Yabols Gesicht, ehe er Resus bedeutete ihm zu folgen. ,,Wir haben nicht viel Zeit. Komm!“ Resus folgte brav und fragte nochmal, während er mit seinem Pad in der Hand gestikulierte. ,,Wofür haben wir nicht viel Zeit? Wo gehen wir denn überhaupt hin?“ Yabol deutete auf das Pad und beschleunigte etwas. ,,Dahin!“ Resus guckte verdutzt. ,,Willst du so ein Teil nicht mal von nahem sehen?“ Freudig und nun sehr interessiert weiteten sich seine Augen, wobei er Yabols Schulter berührte. ,,Wie hast du’s geschafft, dass ich da hinein komme?“ ,,Eine Ausnahme…Außerdem schadet es nicht, dass du zur Führungscrew gehörst und auch noch Navigator bist. Nach dem ,,netten Treffen“ mit Bradly müssen wir alles erstmal richtigbiegen, wobei ich mich schon die ganze Zeit frage, warum so wenige von uns Ingenieuren anwesend sind…irgendetwas…naja, egal. Wir verwenden jetzt unter anderem neuere Transformatoren und werden beim ersten Testlauf dabei sein. Der beginnt gleich…“ Beide am Grinsen, stiegen sie in einen TBL, der sie auf die Ebene eines der vorderen Projektoren brachte. ,,Sehr interessant. Danke, Yabol.“ ,,Nicht dafür, Sohn.“


    Ausgestattet mit Sicherheitsschuhen und einer Schutzbrille in der Tasche aus einem Vorraum, begannen sie einen kurzen Rundgang durch den Projektor, während dem Yabol über einige Zahlen und Fakten schwafelte, betrachteten die riesigen dort gekühlten Kabel und stiegen dann über eine Treppe in den Hauptraum. Über einen Gang, in der Höhe einer Kranbahn angebracht, hatten sie dann einen ersten Blick auf die wichtigsten Komponenten.
    Erneut über eine Treppe, durch die Warte mit Räumen für Steuerung und Schutz, betraten sie den Testraum. Von einem breiten Umgang war ein umfassender Überblick über die neuen Transformatoren und anderen Teilen, an denen gerade noch letzte Vorbereitungen von fleißigen Ingenieuren getroffen wurden, möglich. Da wurden Resus und Yabol auch schon von einem Ingenieur mit wirrem Haar und Pad begrüßt: ,,Wunderbar! Da sind sie endlich. Wir beginnen gleich. Äh…bitte setzten sie ihre Schutzbrillen auf.“ Hurtig verschwand er auch schon wieder und gesellte sich zu seinem Team, die sich, ebenfalls mit Pad bewaffnet, auf den Start vorbereiteten.


    Resus setzte sich die Brille auf und schaute zu Yabol. ,,Warum die Brille?“ Yabol musterte gerade drei Männer mit Schutzbrillen, die sich still unterhielten, bevor er Resus antwortete: ,,Trotz des speziellen Transparistahls, das uns, wie du siehst, von den Maschinen trennt, wird es hier spürbar wärmer. Außerdem wirst du eine extreme Lichtentwicklung bemerken. Diese Strahlung würde deinen Augen nicht gut tun, Sohn.“ Resus nickte verständnisvoll und wollte am liebsten noch mehr fragen, doch die laute Stimme des Ingenieurs, der sie begrüßt hatte, hielt ihn davon ab und Resus machte sich bereit. ,,Okay! Behaltet die Parameter und Strahlungswerte im Auge! Wir beginnen Testlauf A1! Start in…10 Sekunden!“
    Während die auf einem der vielen Bildschirme gezeigten Sekunden weniger wurden, teilten sich die drei Gestalten von eben auf. Einer ging hastig zu den Ingenieuren, ein anderer sprach Yabol an und der dritte, der größte von allen, widmete sich Resus. ,,Ich habe dir doch gesagt, dass du aufpassen sollst. Komm jetzt mit!“ Resus, der den Sicherheitsoffizier erst nicht erkannte, schaute merklich überrascht umher, als er sah, wie Yabol bereits mit dem andern rangelte und die Situation bei den Ingenieuren ebenfalls unruhig wurde. Der Mann packte Resus an der Schulter und zwang ihn in sein Gesicht zu schauen. ,,Was geht hier…? Du! Du bist es! Wie seid ihr hier rein gekommen?“
    Die nächsten Sekunden, und damit auch die letzten vor dem Start des Tests, vergingen für Resus wie in einem Augenblick. Obwohl Yabol immer noch mit seinem Gegner kämpfte, konnten die anderen Ingenieure ihren Eindringling überwältigen. Für Resus lief es schlechter, da er dem größeren Mann vor allem in dieser Situation unterlegen war. Als er Resus wegzerren und dieser sich natürlich losreißen wollte, verlor Resus in dem Gerangel seine Schutzbrille. Niemand achtete mehr darauf, dass die Maschinen hochfuhren und der Testlauf begann. Als es immer lauter und auch heller wurde, war jeder für einen kurzen Moment abgelenkt und schaute gebannt in den hell leuchtenden Raum. Dies war der Moment für Resus, sich endlich zu befreien, ehe er zu spät bemerkte, dass er keine Brille mehr auf hatte. Reflexartig versuchte er seine Augen, die gerade von einem stechenden Schmerz durchbohrt wurden, mit seinen Händen zu schützen. Dabei verlor er die Kontrolle über sein Gleichgewicht und viel mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Rücken.
    Von einem aufmerksamen Ingenieur gerufene Sicherheitsleute kümmerten sich bereits um die drei Typen und auch Yabol eilte schnell zu Resus, der sich zu seinem Erschrecken nicht mehr viel bewegte. Er schaut sich um und winkte einige Kollegen heran, um ihm beim Tragen zu helfen. ,,Resus?! Resus! Ich glaube, er wird bewusstlos. Helft mir! Wir müssen ihn sofort zum Doc bringen!“ Gesagt. Getan. So schnell es ging, schafften sie Resus zur Krankenstation. Damit hatte Yabol nun nicht gerechnet.

    Turon, Almeida und Cross hier und jetzt auf der Brücke zu sehen, machte Resus‘ schmerzende Gliedmaßen etwas erträglicher. Dass sie mehr oder weniger heil aus dieser schicksalhaften Schlacht entkommen konnten, war nicht nur ihnen zu verdanken, doch sie alle spielen eine wichtige Rolle in diesem Krieg. Und obwohl er sich immer noch Sorgen um das Wohlbefinden des Admirals machte, so erinnerte ihn gerade Turons, für ihn zugegebenermaßen auch charmantes, wuterfülltes Gesicht an etwas, über das er bisher nicht richtig nachgedacht hatte…


    Der junge Resus war auf dem Weg nach Hause, als er vor dem Waffenlager des Clans stoppte. Gerade waren alle dabei, sich auf einen großen Kampf vorzubereiten, weshalb er Lust bekam, das Gebäude zu betreten.
    Auffällig durch die Kombination ihrer feuerroten Haare mit der rot bemalten Rüstung, war Tilda, die etwas älter als Resus war, unschwer zwischen den zahlreichen Kisten und Regalen auszumachen. Obwohl sie für das Lager zuständig war und noch viel zu tun hatte, bevor die ersten ihre Waffen anfordern würden, lud sie den freundlichen Resus gerne ein, sich in aller Ruhe umzuschauen. Auf einem Sockel in einem der Regale entdeckte er aber keine Waffe, sondern eine Figur, die sein Interesse weckte. Die Figur war etwa 30 cm groß und hatte einen kleinen Riss. Sie zeigte einen großen Mann, dessen ernstes Gesicht auf den verwunderten Resus blickte. Er fragte Tilda, warum eine Mandalorianerin wie sie, einen alten Mann in ihrem Regal stehen hat. Sie antwortete, dass es sich um eine ganz besondere Skulptur handele und dass sie sie selbst anfertigte.


    Nun wurde Resus neugieriger. Er wollte zu gerne wissen, was denn das Besondere an dieser Figur sei. Tilda spürte sein Interesse und erklärte sich seufzend bereit, es ihm zu erzählen. Sie bat ihn nach hinten in einen kleinen Raum mit einem runden Tisch und zwei Stühlen. Als dann zwei dampfende Tassen, gefüllt mit heißem Gebräu, dessen Duft sich immer stärker in dem Raum ausbreitete, auf dem Tisch standen, begann sie mit ihrer Geschichte. Dabei fiel Resus auf, dass ihr Lächeln von eben aus ihrem naturschönen Gesicht verblasste, als sie sich eine der roten Strähnen hinter ihr Ohr strich.


    ,,Ich war etwa sieben Jahre alt, als ich erfuhr, dass ich einen Bruder bekommen sollte. Ich erinnere mich sehr deutlich daran, wie meine Eltern mich auf das neue Geschwisterchen vorbereitet hatten. Meine Mutter nahm mich mit zu den Untersuchungen und ich hörte zu wie ihr der Doc alles erklärte. Ich konnte zwar nichts von dem verstehen, was er sagte, war aber unglaublich stolz, dabei zu sein. Oft ging ich nach dem Aufwachen in das Zimmer meiner Eltern und kuschelte mich zwischen sie. Ich durfte die Hände auf den Bauch meiner Mutter legen und spürte die Bewegungen.
    So vergingen die Monate voller Vorfreude auf mein neues Geschwisterchen. Ich malte mir schon jetzt aus, was wir zusammen spielen würden und wie ich es als große Schwester beschützen würde. Ganz so, wie es dein Bruder auch heute noch bei dir macht, Resus.
    Eines Nachts wurde ich durch Geräusche aufgeweckt. Ich hörte, wie meine Eltern miteinander redeten. Mein Vater setzte sich auf mein Bett und erklärte mir, dass er jetzt ins Krankenhaus fahren würde und dass meine Großmutter schon auf dem Weg zu mir sei, damit ich nicht alleine bin. Vor lauter Aufregung konnte ich nicht mehr einschlafen, aber lange musste ich auch nicht warten.
    Irgendwann am frühen Morgen rief mein Vater an und sagte, dass ich einen kleinen Bruder hätte.
    Ich konnte es kaum abwarten, ins Krankenhaus zu fahren, um ihn kennenzulernen. Als ich ihn zum ersten Mal sah, fand ich ihn sehr klein und schob alles, was ich mir ausgemalt hatte, mit ihm zu unternehmen, ganz weit weg. Übrig blieb der Wunsch, ihn als große Schwester zu beschützen.


    In der Zwischenzeit wurde er immer älter und kräftiger, fast stärker als ich. Dennoch vergesse ich niemals den Tag, an dem meine damals kleine Welt zusammenstürzte. Wir waren nicht besonders wohlhabend, musst du wissen, weshalb es für die meisten Jungen in unserer Stadt normal war, als Kämpfer zu dienen. Mein kleiner Bruder entschied sich jedoch sehr früh dazu. Anders als zum Beispiel mein Vater, trat er den Streitkräften des Imperiums bei. Bis heute kann ich seine Entscheidung nicht nachvollziehen, da wir bis dahin nur schlechte Erfahrungen mit dem Imperium machten. Wann immer er also nach Hause kam, umarmte ich ihn so fest, als wollte ich ihn gar nicht mehr loslassen. Schlaflose Nächte quälten mich demnach, wenn er wieder fort ging.
    Nach fürchterlichen Tagen mit Berichten von den Bedrohungen im Koornacht Cluster, holte mich mein Vater von der Arbeit ab. Ich sah ihm an, dass er furchtbar traurig war und dass er geweint hatte. Er fuhr mit mir an den See, den wir alle gemeinsam oft besuchen, parkte unseren alten Gleiter, zog mich an seine Seite und sagte mir, dass mein kleiner Bruder in einem groß angelegten Kampf mit den Yevethanern sein Leben verlor. Ich war wie gelähmt. Die Gedanken rasten durch meinen Kopf.
    Besonders ein Gedanke ließ mich nicht mehr los. Als große Schwester wollte ich ihn doch beschützen. Was hatte ich falsch gemacht? Alles war nur noch traurig. Abends lag ich in meinem Bett und konnte nicht einschlafen, weil ich weinte und weinte.

    Als ich wieder einmal tieftraurig im Bett lag und nicht einschlafen konnte, hörten meine Eltern mein Weinen und kamen in mein Zimmer. Sie setzten sich auf mein Bett und gaben mir ein Geschenk. Ich packte es aus und hielt ein kleines Messer in den Händen, mit dem ich meinem Bruder das Schnitzen beigebracht habe. Meine Mutter sagte mir nochmal, dass ich nicht Schuld am Tod meines Bruders sei und dass ich vielleicht etwas Schnitzen könnte, um auf andere Gedanken zu kommen.


    Mit der Zeit wurde ich nicht besonders fröhlicher, aber dank dieses Messers wurde mir klar, dass ich wirklich nichts falsch gemacht hatte. Davor konnte ich ihn nicht beschützen, nicht vor…diesem Mann. Dem Mann, unter dessen Leitung es überhaupt erst zu den Kämpfen kam. Sein Name war Jake Casston.
    Ich habe mir viel Mühe gegeben, damit diese Skulptur ihm möglichst ähnlich sieht. Ich will mich nämlich genau an mein Ziel erinnern, wenn ich es in mein Visier bekomme. Die Republik gefiel mir eben so wenig wie das Imperium, weswegen ich mir die besten Chancen bei den Mandalorianern errechnete. Hier gehöre ich hin...“


    Resus zuckte zusammen, als die Klinge, mit der Tilda zwischenzeitlich hantierte, in der Tischplatte landete. Er nahm die Figur, die während der ganzen Zeit vor ihm auf dem Tisch stand, behutsam in seine Hände, stellte sie wieder auf den Sockel und verließ das Lager mit zügigen Schritten.

    ,,Er kann es schaffen. Sein Wille ist stark. Wenn er das richtige Training bekommt…könnte er sogar stärker werden als ich.“, sprach Resus‘ Bruder zum Ältesten, woraufhin die drei Jungs, die vor der Tür seines privaten Raums lauschten, leise zu kichern begannen. Einer von ihnen, der wohl eine Art Anführer der Gruppe zu sein schien, nickte in Richtung der Quartiere und machte Anstalten, zu gehen.


    Es war eine kalte Nacht und relativ still. Bis auf die natürliche Geräuschkulisse des Dschungels war nichts zu hören. Langsam gingen die drei auf Resus‘ Quartier zu. ,,Dieser Resus, von seinem Bruder wird er in den höchsten Tönen gelobt und der alte Mann glaubt ihm das auch noch. Dem sollte einer mal den Kopf waschen…Was hast du vor?“, fragte er den größeren Jungen vor sich und deutete auf den kleinen Injektor in dessen Hand, den er ständig hochwarf und wieder auffing.


    Die drei jungen Mandalorianer sind, genau wie Resus, erst vor kurzem aufgenommen worden. Der größte der drei schaute ziemlich ernst. Trotz dessen lächelte er, als er seinem Freund antwortete: ,,Ich habe solche Typen schon immer gehasst. Die, die ohne irgendwelche großartigen Fähigkeiten ganz nach oben kommen wollen. Er hat es nicht verdient…“ ,,Aber das kann uns doch egal sein, oder? Ich meine, wir sind doch Brüder und Schwestern. Ränge interessieren hier niemanden.“, unterbrach ihn der kleinere der drei, was er sofort bereute. Mit einer ausholenden Bewegung fing er sich eine schmerzvolle Kopfnuss ein. Sie blieben erschrocken stehen und brachten kein Wort heraus, bis der Große das Schweigen beendete. ,,Bist du so dumm oder tust du nur so? Hier geht es genau wie in jedem anderen Militär zu. Schau dir nur ihre Waffen an, ihre Rüstungen. Hier geht es um Macht. Macht, die sie nutzen könnten, um nicht mehr in diesen verrotteten Hütten zu hausen.“ Er setzte gerade zu einer weiteren Schelle an, als der Kleine anfangen wollte, ihn über das eigentliche Leben der Mandalorianer zu unterrichten, doch seine Angst unterwarf ihn und die drei gingen weiter.


    Der Große betrachtete den Injektor in seiner Hand, während er ging. ,,Dieses Teil hier habe ich mir von unserem Medizinmann geborgt. Es verstärkt verschiedenste Gefühle und benebelt die Sinne. Wollen doch mal sehen, wie der Typ damit zurechtkommt. Wenn er wirklich so stark ist, dürften wir kein Problem für ihn sein.“ Er lachte leise und schaute sich um, ehe die zwei hinter ihm sich gegenseitig verwundert anschauten und dann schnell nickten. Die drei Jungs schauten kurz nach etwaigen Patrouillen, bis sie Resus‘ Quartier betraten, in dem er bei brennendem Kerzenlicht noch mit einem Buch beschäftigt war. Gelächter erfüllte den Raum und Resus fuhr erschrocken auf, als die drei immer näher kamen. ,,Sieh an, er liest?! Ha! Du solltest dich lieber mit deinem Training beschäftigen, Resus.“ Bevor er aber auch nur ein Wort sagen konnte, wurde ihm der Injektor in den Arm gerammt und er wurde zu Boden geschlagen.


    Mit blutendem Mund und zittrigen Beinen erhob sich Resus langsam. Er hat sich auf die Zunge gebissen, doch schmecken konnte er nichts. Auch das Lachen der amüsierten, aber verschwommenen, Gestalten vor ihm konnte er kaum wahrnehmen. Er wusste nicht, wie es dorthin gelangt war, doch in seiner Hand befand sich das kleine Schnitzmesser, dass er in sein Quartier geschmuggelt hat. Waffen waren für sie außerhalb des Trainings strengstens untersagt, jedoch hat ihn sein Bruder gelehrt, für alles bereit zu sein. Ob er das Verstecken einer Klinge damit meinte ist fraglich.


    Zorn breitete sich in Resus‘ Gliedmaßen aus. Zorn, der aus einem, für ihn unerfindlichen, Grund immer stärker und stärker wurde, sodass er immer mehr Kraft aus ihm gewinnen konnte. Zur Überraschung der drei Jungs, reagierte Resus auf einmal mit blitzschnellen Bewegungen. Halb betäubt und doch kraftvoll stürzte er sich zunächst auf den Großen vor ihm. Er stach ihm in den Fuß und nutze das Überraschungsmoment weiter, indem er die Klinge wieder herauszog und ihm den Griff des Messers mit voller Wucht unters Kinn trieb. Die zwei anderen ergriffen bei diesen Bildern sofort die Flucht und als Resus ihnen gerade hinterher laufen wollte, wurde er auch schon entwaffnet und auf den Boden gedrückt. Mandalorianer, die den Tumult bemerkten, eilten sofort herbei, trugen den Verletzten in Resus‘ Quartier weg und nahmen sich den Flüchtenden an. Das Einzige, was Resus jetzt noch erkannte, bis er in Ohnmacht fiel, war die Silhouette seines Bruders.


    Mit schmerzendem Kopf und einem üblen Geschmack im Mund erwachte Resus schließlich auf einer Matte mitten im Dschungel. Er richtete sich auf und betrachtete verwirrt das faltige Gesicht des Ältesten, der im Schneidersitz vor ihm saß. Als er zu einem ,,Ich war es nicht!“ ansetzen wollte, unterbrach in der alte Mann mit einer kurzen Handbewegung und lächelte sanft. ,,Wir wissen bereits alles. Dein Bruder hat sich den Jungs angenommen und zwei von ihnen waren bereit, jegliche Details preiszugeben.“ Resus schaute erschrocken auf. ,,Wo ist er? Ich muss mich entschuldigen!“ ,,Er ist auf einer Mission unterwegs, aber dafür bin ich hier. Ihr alle werdet Strafen erhalten, wegen eures gänzlich unangemessenen Verhaltens. Du vor allem wegen dem Besitz einer Waffe außerhalb des Trainings und ohne eine Genehmigung.“ Resus schaute nun wieder verwirrt, nickte jedoch verständnisvoll. ,,Trotz dessen, und weil ich deinen Bruder und schon eine Weile kenne, will ich, dass du in der Lage bist, solchen Gefahren in Zukunft zu widerstehen. Ich habe Übungen für dich und ich möchte, dass du sie genau ausführst. Immer und überall.“ ,,Übungen…?“


    Der alte Man nickte und deutete auf die Umgebung. ,,Bitte setze dich in eine gemütliche, aufrechte Position. Das hier ist einer der ältesten Teile des Dschungels. Komm jeden Tag hier her und ich werde dich das Meditieren lehren.“ Resus setzte sich ebenfalls in den Schneidersitz und schaute den Ältesten verwundert an. ,,Wozu ist das denn gut? Wieso wisst ihr überhaupt, wie das geht?“ Der Alte kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. ,,Hast du schon einmal von der Macht gehört? Ein sehr alter Freund von mir erzählte mir davon und brachte mir bei, meinen Geist abzuschotten, sodass ich von dieser Kraft nicht mehr so leicht zu beeinflussen sein würde. Durch dieses mentale Training wirst du in der Lage sein, deine geistigen Fähigkeiten immens zu steigern, um dich bis zu einem gewissen Maß gegen Beeinflussung und auch gefährliche Substanzen abzuschirmen. Aber sei gewarnt: Es wird dich viel Kraft kosten. Gehe niemals leichtfertig an diese Übungen heran…Schließe deine Augen und konzentriere dich.“ Resus war so fasziniert von dem alten Mann und seinem Wissen, dass er ihm blind gehorchte. Sich diese Chance entgehen zu lassen wäre dumm gewesen und so schloss er seine Augen und konzentrierte sich.


    ,,Befreie deinen Geist…Befreie…“


    ,,…deinen Geist…“


    Resus erwacht irgendwo auf dem Schiff. Entweder haben sich seine Augen von den Folterdrogen noch nicht erholt oder er träumt immer noch. Allerdings ist der schiffsweite Alarm deutlich zu hören und Resus glaubt, die Schritte einiger Personen zu vernehmen. Auf der Suche nach einer Lösung aus diesem Dilemma fragt er sich wieder und wieder, was eigentlich passiert ist. Immer noch tut ihm alles weh.
    Ist der Doc nicht abgehauen? Plötzlich erinnert sich Resus. Egal, wo er sich gerade befindet, er muss raus. So vieles muss erledigt werden. So viele Fragen stehen offen. Wo ist Turon? Wie geht es ihr? Wo ist Kinobe? Wer ist diese junge Pilotin, die er irgendwo schon mal gesehen hat? Was hat Krason vor?...Das wäre das erste Ziel: Er muss den Lord finden.

    Resus steht leicht genervt vor dem Büro von Cross, zu dem er freundlichst gebeten wurde. Die verstärkten Wachen machen die Situation nicht gerade angenehmer. "Warum bin ich nochmal hier?", murmelt er, während er den Signalgeber betätigt.
    Der Lieutenant Commander steht am Beistelltisch des Sofas und gießt gerade zwei Gläser Whiskey ein. "Herein!"


    Resus öffnet dann die Tür und mustert die recht gemütliche Einrichtung, ehe er brav Haltung annimmt und kurz salutiert. "First Petty Officer Enob meldet sich wie befohlen! Du wolltest etwas von mir, Salen?"
    Er deutet, in jeder Hand ein Glas, auf die Couch, während er freundlich lächelt. "Setz dich erstmal." Als sich beide auf die Couch fallen lassen und einige Höflichkeitsfloskeln austauschen, macht sich langsam der eigentliche Grund für dieses Treffen bemerkbar.


    Salen räuspert sich. "Noch Probleme mit der Atin Shun Sache?"
    Resus nippt gerade am Glas und muss erstmal husten, als er diesen Namen hört. Er schaut auf das Glas und wieder zu Cross. "Der ist wirklich gut. Wieso fragst du?“ Ihm gefällt nicht gerade, wohin dieses Gespräch führt und stellt sich, diesmal in Gedanken, erneut die Frage: Warum bin ich nochmal hier?


    Salen lehnt sich zurück und mustert Resus eindringlich. "Nun...ich hab all die Anträge gesehen. Warum willst du Atin Shun unbedingt sehen?"
    Diese Frage lässt Resus‘ Lächeln einem ernsteren Blick weichen und er stellt das Glas langsam und ruhig hin, ehe er sich zurücklehnt. "Salen,...was geht hier vor?"


    "Wenn jemand immer und immer wieder anfragt, einen Gefangen zu sehen, ohne mit ihm ins Bett springen zu wollen.....dann interessiert mich das." Er kratzt sich am Kopf. "Was geht da vor?"
    Resus senkt den Blick wieder, weil er ihn irgendwie verstehen kann. Außerdem ist er sein Vorgesetzter. Er seufzt leicht. "Das ist eine lange Geschichte, um ehrlich zu sein. Bist du sicher?"


    "Schieß los! Ich hab Zeit."


    Nach einem kurzen Räuspern, um sich auf das Gerede vorzubereiten, da er erkannt hat, dass er hier wohl nicht mehr weg kommt, ehe er Cross die Gründe erklärt hat, schaut Resus Salen wieder an. Vielleicht ist das auch mal gut so. Er fängt an, seine Uniform soweit aufzuknöpfen, dass er seinen rechten Arm frei bekommt. Dann zieht den Ärmel seines Shirts etwas nach oben, sodass sein Mythosaurier Tattoo zu sehen ist. Darüber steht ganz klein "Ka'rta", was so viel wie Herz bedeutet.


    "Siehst du das? Es bedeutet, dass sich mein Clan für den Weg des Friedens entschied. Sollte der Mandalore uns rufen, würden wir zur Stelle sein, doch in der Zwischenzeit lebten wir nach der alten Lebensweise der "Wahren Mandalorianer". Ich bin mit dieser strikten Ethik aufgewachsen und finde sie immer noch gut und angemessen. Naja, dann habe ich einige Fehler begangen. Du hast meine Akte gelesen, nehme ich an?"


    Friedliche Mandos, für viele widersprach sich das in sich selbst, denkt Salen. "Ja, deine Akte ist mir wohl bekannt. Doch woher kommt das Interesse an Atin? Weil er auch ein Mando ist?"


    Resus streicht kurz über das Tattoo und versucht, nicht in Gedanken zu verfallen, weshalb er seine Uniform wieder zuknöpft. "Als ich Atin Shun zum ersten Mal traf, viel mir sofort auf, dass er anders ist als ich. Seine Lebensweise als Söldner ohne eigene Überzeugung und nur auf der Jagd nach Geld, eine, die ich schon oft sah, missfällt mir immer noch. Am Ende unserer Mission, als wir uns als Piraten ausgegeben haben, hat er nicht einen Finger gerührt, um seinen "Kameraden" zu helfen. Er wollte seine eigene Haut retten...wenn ich so darüber nachdenke, erinnert mich das irgendwie an mich früher." Er senkt den Blick wieder, als er erkennt, was er gerade eigentlich gesagt hat.


    "Ich kann deine Einstellung verstehen, wenn ich sie auch nie geteilt habe. Wir Mandos haben viele Arten, wie wir unser Leben gestalten, und diese gegenseitig zu akzeptieren, das macht uns eigentlich aus. Ich frage mich, was du von ihm willst. Willst du ihn töten? Ihm seine Lebensweise ausreden? Ihn deine Verachtung spüren lassen?"


    Er schaut Cross ernst an. Resus hat es noch nie gemocht, so über seine Vergangenheit zu reden. "Meine Wut auf ihn..., vielleicht auf mich selber, war so groß, dass ich ihm den Tod wünschte, doch das hat sich geändert. Gerade auf Geonosis habe ich erkannt, dass es Wichtigeres in meinem Leben gibt, für das ich kämpfen will, doch...Ich frage mich immer noch, warum Atin überhaupt so geworden ist. Ich will es verstehen! Mehr nicht..."


    "Es ist nicht leicht, zu widerstehen oder aus dem Teufelskreis der Gewalt wieder auszubrechen. Und mit der Zeit stumpft man ab, denkt nur noch an sich selbst und interessiert sich in keinster Weise für andere. Diese Lektion haben wir, die wir nicht dem Weg des Friedens folgten, alle irgendwann lernen müssen."


    Resus nickt zustimmend. Er kann diese Erklärung gut nachvollziehen, ist sich aber nicht sicher, ob ihm das reicht. Er lehnt sich etwas zurück und kratzt sich an seinem Kinn, ehe er antwortet, wobei er mit einen ausschweifenden Geste beginnt. "Eigentlich bin ich hier her gekommen, um zu vergessen, um alles hinter mir zu lassen und zu kämpfen, wobei ich mich nach dem Konzept des "Cin vhetin" gerichtet habe. Du weißt ja: Sobald man seine Rüstung annimmt, spielt die Vergangenheit keine Rolle mehr, aber..." Er erinnert sich plötzlich an die vielen Gespräche mit seinem Bruder und die gedanklichen Rückblenden in den letzten Missionen. Er fasst den Ärmel seiner Uniform und atmet aus. "Mando'ad draar digur“ (Ein Mandalorianer vergisst nie).


    Salen schnaubt kurz mit gespielter Belustigung. "Unsere Vergangenheit können wir nie hinter uns lassen. Warum auch? Am Ende des Tages sind unsere Erlebnisse das, was uns ausmacht. Hast du noch Kontakt nach Mandalore?"


    „Nein. Die haben jegliche Verbindung gekappt. Vermutlich sind sie auch umgezogen...aber ich würde sie wiederfinden. Das ist mir aber im Moment egal. Es geht um das Problem an sich. Ich glaube, wenn ich mich einmal damit auseinandergesetzt habe, werde ich stärker werden."
    "Und was würde es benötigen, damit du dich mit deiner Vergangenheit auseinandersetzen kannst?“


    Aus einem unverständlichen Grund will Resus gerade zu einer Antwort im lauteren Ton ansetzen, als er von etwas aufgehalten wird. Einer Erinnerung an Yabol, der ihm ans Herz legte, dass er, sollte er von Atin oder eben von Cross nicht die Antworten erhalten, die er sich wünscht, es gut sein lassen soll. Er greift nach seinem Glas, nimmt einen Schluck und reibt sich die Stirn, bevor er Cross lächelnd ins Gesicht blickt.


    "DAS war es. Ich hab dich total vergessen. Ich hatte Atin so im Fokus, dass ich vergaß, dass auch du mit Mandalorianern zu tun hattest. Ich bin mir sicher, dass ich mich immer wieder an die Vergangenheit erinnern werde, was ja normal ist, doch...solange ich darüber reden kann..."


    Während Salen sein Glas leert und es vor sich auf dem Tisch abstellt, versucht er Enob immer noch einzuschätzen. Probleme in der Vergangenheit sind immer auch ein Problem der Gegenwart. Er muss sich sicher sein, das Enob nicht durchdreht, sollten sie noch einmal auf Mandalorianer treffen...was gar nicht so unwahrscheinlich ist, wenn seine Pläne aufgehen wie er will. "Wenn du darüber reden willst, kannst du gerne immer zu mir kommen, oder in den Ring. Eine Runde Sparring hat eine unglaublich entspannende Wirkung. Wenn du denkst, dass es dir hilft mit Shun zu reden...dann werde ich den Antrag mit dem Admiral durchsprechen."


    Resus bemerkt wieder das Gefühl, dass er schon damals hatte, als er Cross zum ersten Mal sah. Jetzt erinnert er sich wieder. Dieser Cross...er hat etwas Eigenartiges an sich, etwas spezielles, etwas, das Enob mehr Konzentration verleiht, als er selber zu Stande bringen würde. Er versucht, dieses Gefühl irgendwo einzuordnen, schafft es aber nicht, was ihn nachdenklich macht. Er schaut Cross abschätzend und etwas verwirrt an. Komisch...jetzt, da Atin fast vor seinen Füßen liegt, zögert er. Warum zögere ich? , schallt es in seinem Kopf. Wie als wenn sich ein Knoten öffnet und alles gerade ist, so öffnet sich auch Enobs Gedankenknäul. Dieses plötzliche Gefühl der Klarheit scheint flüchtig zu sein, weshalb er es auf jeden Fall festhalten will. Nervös entscheidet er sich, schnell zu antworten.


    "Auf das Angebot mit dem Sparring komme ich noch zurück, Danke. Ich...ich glaube, ich brauche das Gespräch mit Atin nicht mehr. Und...und ich weiß auch, wieso.“ Er fasst sich an die Seite, wo Atin ihm die Narbe verpasst hat. "Er hat mir bereits etwas hinterlassen, das mich stärker gemacht hat. Ich will mich nicht wieder von ihm oder sonst einem so leicht besiegen lassen. Ich will euch unterstützen, aber dafür muss ich leben und nicht durchdrehen, das weiß ich jetzt. Danke, Salen."


    Dieser brummt und nickt zufrieden. "Sehr gut. Und jetzt nimm dir den Rest des Tages frei, ich kläre das mit deinem Vorgesetzten." Beide stehen auf und geben sich die Hand.


    „Danke. Wenn ich etwas für dich tun kann, sag es nur.“
    "Nicht dafür, wir sind ja schließlich eine große glückliche Familie."
    Resus begibt sich dann schmunzelnd in Richtung Bürotür, als ihm noch etwas einfällt und er wieder zu Cross schaut. "Ach ja! Hab...ein Auge auf Turon, bitte." Er lächelt und merkt nicht, dass er auch etwas rot dabei wird, ehe er kurz Haltung annimmt und salutiert bis er mit frischem Geist wieder an die Arbeit geht.


    Salen schmunzelt bei den Worten. "Hab ich doch immer..."

    Stich um Stich grub sich die Nadel durch Resus‘ rechten Arm und färbte die Haut schwarz.
    Er befindet sich in einem Zeremonienraum der Mandalorianer. In jeder Ecke stehen Kerzen auf einem steinernen Sockel und in der Mitte ist Resus auf einer Liege, umgeben von seinen Clan-Brüdern und-Schwestern, während ihm das Mythosaurier Tattoo mit dem Clan-Namen „Ka’rta“ verpasst wurde. Jeder im Raum war still und auch Resus regte sich keinen Millimeter, um dem Ältesten, der um ihn herum wanderte, genau zuzuhören.


    Natürlich auf Mando’a berichtete er von den großen Schlachten der Mandalorianer, aber auch von der Ursprungsgeschichte ihres Clans. Außerdem war es Teil diese Rituals, die Resol’nare, die „Gesetze“ der Mandalorianer, bzw. den Vers dazu, den Resus schon als Kind lernen musste, zu wiederholen.
    ,,Ausbildung und Rüstung; Selbstverteidigung, unser Stamm; Unsere Sprache und unser Anführer – Helfen uns zu überleben.“


    Während Resus die letzten Stiche genoss, fuhr der alte Mann weiter fort. „Resus Enob, du bist nun stolzer Teil des Clans des Herzens. Wahre die Kultur der „Wahren Mandalorianer“! Ehre sie! Schütze sie! Zusammen werden wir stärker.“


    Etwas ergriffen folgte er der Geste des Mannes und erhob sich. Nach einer kurzen, festen Umarmung blickte er mit Resus zusammen in die Runde, die nach einer ausschweifenden Geste im Chor zu grölen begann: „K’oyacyi! K’oyacyi! K’oyacyi!“


    Auf dem darauffolgenden Festmahl, wo gesungen und getanzt wurde, trafen sich Resus und sein Bruder zum ersten Mal an diesem Tag. Resus grinste die ganze Zeit über, als sein Bruder zu ihm trat und ihm durch die Haare wuschelte. „Ich bin stolz auf dich, Resus.“ Das von seinem Bruder zu hören, machte Resus noch glücklicher, doch sein Blick wurde ernster, als er Resus an die Schulter fasste. „Aber…das hier ist kein Spiel. Wir sind nicht mehr auf Stewjon, Resus. Der Clan hat hohe Erwartungen.“ Selbstbewusstsein glänzte in Resus‘ Augen, als er seinem Bruder ruhig antwortete: „Ich werde sie nicht enttäuschen. Ich…“


    Resus Bild verschwamm wieder bis nur noch die Schwärze des Alls zu sehen war. Vor ihm: Ein zitternder Geonosianer, der mit kaltem Schweiß überzogen schien, der nun leere Projektor über dem vorhin das Holobild von Grand Admiral Bradly schien und dahinter die Schwertspitze der Ensiferum, die auf sein altes Zuhause zeigte, die Predator. Neben ihm befindet sich Turon, die er immer noch mit seiner linken Hand berührte. Das Ohr in seiner anderen Hand und das Blut an ihrer Uniform, das Blut von Verrätern, interessierten ihn nicht wirklich, er nahm es lediglich zur Kenntnis.


    Der Admiral nickte ihm und den anderen zu, woraufhin sich Resus Gedanken unerklärlicherweise zu entwirren begannen: „So weit ist es also gekommen. Meine Kraft reichte nicht aus, um diese Schlacht zu schlagen und nun…Was soll ich nun machen? …Ich…“ Nach einigen Sekunden, die wie Stunden zu vergingen schienen, fiel ihm wieder ein, was er zu seinem Bruder gesagt hatte. All die Erinnerungen aus seiner Vergangenheit, die ihn bis jetzt gequält hatten…sollten sie einen Zweck gehabt haben?


    „Ich werde sie beschützen.“


    Zwar hatte er Cross gesagt, dass er, wenn er sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt, stärker werden würde, doch dass das genau in diesem schicksalhaften Moment passieren würde, hätte er nicht gedacht. Das Feuer von damals erwachte erneut in ihm, entfacht von der Erinnerung an seine Überzeugungen und dieser Situation, dem Blick des Admirals, der Berührung von Turon. Seine Gesichtszüge änderten sich, sodass er jetzt wie immer aussah. Die vorherige Verzweiflung machte Platz für Zorn, aber nicht wie bei dem Treffen mit Atin Shun. Dieses Mal würde er ihn gezielt nutzen, um die Crew zu schützen, jeden einzelnen, egal wer sich ihm in den Weg stellt. Die Frage ist nur, wie lange dieses Feuer brennen wird.


    „Ib'tuur Jatne Tuur ash'ad kyr'amur.“ (Heute ist ein guter Tag für jemand anderen, zu sterben.)

    Sauer rollte sich Resus auf seiner Schlafmatte hin und her.
    „Was denkt er, wer er ist, dieses Arschloch, blöder…", wütete es hysterisch in seinen Gedanken. In diesem Moment war ihm so sehr danach, wieder zu ihm hinzugehen, ihn anzuschreien, fertig zu machen, einfach mit dem Thema, was für ein arrogantes Arschloch er ist und wie er sich ihm gegenüber unfair verhält.


    Die Rede ist hier von seinem Bruder. Zehn n.E. waren er und Resus mit ein paar anderen aus seinem Clan in einem Dschungel irgendwo im Outer Rim auf der Jagd. Da es einer seiner ersten Missionen mit den Mandalorianern und Resus viel unerfahrener als sein Bruder war, sah sich sein Bruder in der Pflicht, Resus zu beschützen und ihn zurechtzuweisen, so wie er es auch schon auf Stewjon gemacht hatte, was Resus natürlich nicht passte und zu vielen Auseinandersetzungen führte.


    Verzweifelt gingen Resus blau-grüne Augen zu seinem alten Chrono, der ein Geschenk seiner Eltern war. Das einzige, was er noch von ihnen hatte und dessen dünnes Piepen ihn daran erinnerte, rechtzeitig aufzustehen, damit er pünktlich zum alltäglichen Training erscheinen konnte. Später, als das alte Ding kaputt ging, brauchte er diese Art Erinnerung nicht mehr.


    „Was ist das?“ - Jetzt konnte er es deutlich hören. Wieder dieses undefinierbare Geräusch, was für ihn jedoch wie ein Kratzen an einer Tafel klang. Seine Knochen erzitterten bei diesem Geräusch und eine Gänsehaut zog sich dabei vom Rücken hoch bis hin ins Gesicht. Trotzdem versuchte er genauer hin zu hören. Früher mehr als heute, war seine Neugier stärker als sein Verstand, was ein Problem für ihn darstellte.


    Vorsichtig hatte Resus sich von seinem Schlafplatz erhoben und schlich leise durch das aufgeschlagene Nachtlager in Richtung des Geräuschs. Vor einer großen, grünen Ranke, die die Sicht auf den Dschungel mit wirren Bäumen aus festem Holz kaum freigab, konnte er es nun deutlich wahrnehmen, dieses andere Geräusch, was seine Ohren herausfiltern konnten. Es war leiser und zarter als dieses fürchterliche Knirschen…ähnelte einem Schnurren und doch nicht ganz so.


    Für einen Augenblick stand Resus einfach nur so da, die Augen ruhig geschlossen und sich mit aller Kraft auf sein Gehör konzentrierend. Langsam nahm dieses Etwas, dieses Geräusch Gestalt an. Es erinnerte ihn an die zahlreichen Geschöpfe, die sie schon gejagt haben, doch dieses schien…anders zu sein.


    „Was ist das?", flüsterte er und öffnete wieder die Augen, im Blickfeld nur diese große Ranke, dessen grüne Farbe, genau wie alles andere in diesem Dschungel, einen leichten Rotstich besaß. Seine Neugier zog ihn in den Dschungel, denn er wollte unbedingt wissen, was sich dort befand, weshalb er seine Hand abtastend auf die Ranke legte.


    „Was machst du hier?", holte eine kalt klingende Stimme ihn aus diesem Gedanken heraus. Er kannte diese Stimme. Vor lauter Neugier hatte er seinen Bruder vergessen, der gerade zufällig Wache hielt.


    „Willst du mich nun weiter anmeckern?", gingen seine Augen trotzig zum derzeitigen Teamleiter, dessen Miene sich zu einer düsteren Fratze verzog.
    „Pass mal auf, Resus! Wenn du mit mir streiten willst, musst du es nur sagen!" Es war eine offene Herausforderung und eine Drohung zugleich. Die Hysterie in Resus fing wieder an zu pochen - ein großer, wilder Rancor, der nicht leicht im Zaum gehalten werden konnte.


    „Nichts lieber als das! So ungehobelte Menschen wie du, jemand, der so arrogant und fies ist wie du?! Sicher…klar…komm, streiten wir!", folgte ein falsches Wort dem anderen, wobei Resus ihm einen tötenden Blick zuwarf.
    „Ich wiederhole mich ungerne…also, was machst du hier?", überhörte sein Bruder einfach seine Aussagen. Es würde nichts bringen und außerdem hatte er dieses Geräusch auch deutlich hören können und wollte aus irgendeinem Grund nicht, dass dieser Anfänger von Mando dorthin geht. Er fühlte sich unwillkürlich für Resus verantwortlich.


    „Geh endlich schlafen!", brummte er tief, doch Resus grinste frech. Wieso sollte er auf ihn hören? Er tat ja so, als ob er ein Kind in seine Schranken weisen wollte und dies wollte Resus nun wirklich nicht mit sich machen lassen, nicht mehr, seitdem er Mitglied des Clans wurde.


    „Ignoriere es einfach!", schnitt sein Bruder ihm die gerade herausbrechen wollende Wutwelle ab, bevor sie auch nur über seine Lippen gelangen konnte.
    „Ignorieren?", hatten Resus Worte ihn wieder zurück zum dem Grund gebracht, wieso er hier stand. Also musste er es auch gehört haben…Er war sich sicher, dass er es auch gehört hatte und wahrscheinlicher wusste er auch noch, was es war. Fragend war sein Blick weiterhin auf seinen älteren Bruder gerichtet.


    Dieser wollte ihm aber keine Antwort darauf geben. Es graute ihm. Es ging Resus einfach nichts an. Andererseits wäre sein Vater aber der Meinung gewesen, dass es so sein müsse, dass er hier sein solle. Ein Unglaube in ihm ließ ein genervtes Stöhnen erklingen, was so viel für Resus hieß, dass er genau das war, was er dachte: Von ihm vollkommen genervt.
    Irgendwie tat es ihm weh. Das Gefühl, unerwünscht zu sein, war kränkend und lange würde er es nicht mehr ertragen.


    „Es tut mir leid." Verwundert änderte sich der Blick seines Bruders. Das kam unerwartet und er verstand es nicht. „Was tut dir leid?"
    Resus lächelte aufgeberisch. Es war das erste Mal an diesem Tag, das seine Stimme nicht dunkel oder wütend erklang, sondern angenehm und weich.
    „Ich weiß nicht, wieso ich diese „Aufgabe“ angenommen hatte. Ich habe wohl nicht das Recht, hier zu sein und ich weiß nicht, wieso unser Vater es so wollte. Ich bin nur hier, weil du hier bist." Es war die Wahrheit und es viel Resus unglaublich schwer, das zu sagen.


    Der Ausdruck seines Bruders wurde ernst, woraufhin sich Resus erst mal eine Schelle einfing, gefolgt von einer kurzen Umarmung. Resus lehnte sich daraufhin gegen die knorrige Ranke, wobei er erleichtert ausatmete und sich die schmerzende Stelle rieb.


    „Ich hab mal etwas zu dir gesagt und...Vater auch, wenn ich mich recht erinnere: Familie ist mehr…“, stoppte sein Bruder dann, da er anhand von Resus‘ Blick erkennen konnte, dass er wusste, was er meinte.


    Ja, das klingt ganz nach unserem Vater, dachte sich Resus. Er sprach immer auf seiner eigenen Art und Weise, in Rätseln, was er immer an seinem Vater gemocht hat. Es brachte ihm unbewusst bei, Dinge zu interpretieren, Rätsel zu verstehen und weiter zu denken, als man vielleicht tun würde.
    „Und was ist mit den anderen? Was ist, wenn ich mich nicht einbringen kann?" Nachdenklich lauschte sein Bruder ungezwungen diesem leisen, kaum hörbaren Geräusch, bevor er antwortete: „Vielleicht solltest du es mal versuchen!"


    Der Vorschlag stand nun offen im Raum, doch weder Resus noch sein Bruder dachten weiter darüber nach. Beide horchten nur diesem leisen Etwas. Sie nahmen sich gegenseitig und das was gesagt wurde zwar wahr, aber waren nicht ganz bei der Sache.


    „Was ist das?", sprach Resus nun endlich nochmal aus, was so sehr an ihm nagte. Er wollte es unbedingt wissen.
    „Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur, dass es von da drinnen kommt."
    „Ja, genau! Es kommt von dort drinnen. Lass uns herausfinden, was es ist! Lass und da hinein gehen!"
    „Ja, lass uns hinein gehen…", sprach sein Bruder wie in Trance. „Nein...Nein!", kam er wieder zu sich. Sein Blick war verwirrt, doch sein Verstand wieder normal.


    „Resus, verdammt nochmal nein! Ich halte weiter Wache und du gehst schlafen!" Da war wieder das gewohnte Raue zu vernehmen. Außerdem hatte sein Bruder seine wunderbar geschliffene Jagdklinge gezückt. Fast hätte er dieser Verlockung nachgegeben. Dieses Geräusch hatte eine unglaubliche Anziehungskraft gehabt und schaffte es, die normalen Gedanken, die Logik und den Verstand zu benebeln. Aber vielleicht lag das auch nur an der späten Stunde.


    Wütend wie er war, legte sich Resus lang auf seine Matte und schloss für den Moment die Augen, woraufhin er unerwartet einschlief.


    „Enob worauf warten Sie?!“
    Resus erwachte aus seinem Tagtraum und suchte mit der Hand nach dem Schmerz, den Almeida zu verantworten hatte. Er erinnerte sich plötzlich an die Zeit, die er bisher mit ihr verbracht hat, wobei er zu guten und natürlich auch schlechten Erfahrungen kam.


    Nun wieder in die Realität zurückgeschleudert, machte er schmunzelnd mit seiner Arbeit weiter, ehe er der Captain einen tötenden Blick zuwarf, nur um überrascht festzustellen, dass es der gleiche Blick war, den er seinem Bruder zugeworfen hatte. Innehaltend musterte er ihre neue Rüstung, was Resus schon wieder an seinen Bruder erinnerte, der schon immer bessere Ausrüstung besaß. Nun mit geschwisterlichem Neid als Gefühl, wendete er sich wieder seiner Arbeit zu, jedoch mit der Erkenntnis, dass er Almeida wohl ähnlich folgen wird wie seinem verschollenen Bruder…nur eben als Schwester und Vorgesetzte.

    Resus kommt gerade von seinem Treffen mit Turon, nein Leila, da es endlich soweit ist, dass sie sich duzen, und steht nun lächelnd vor seinem Quartier. Er atmet laut aus, da er weiß, was ihn hinter der Tür erwartet und er hat eigentlich keine Lust darauf. Dennoch entschließt er sich, hinein zu gehen, weil er auch irgendwann mal ins Bett will.


    Die Tür öffnet sich und es ist fast so, wie er erwartete: Seine Quartierkameraden Cain und Tako, beide Navigatoren auf der Brücke, und auch sein Kumpel Norman haben es sich gemütlich gemacht. Tako unterhält sich gerade mit Norman, während Cain auf seinem Bett Aufzeichnungen über die Gravitationwellenprojektoren der Ensiferum, die Resus besorgt hat, durchgeht. Als er hineinstapft schauen ihn alle erwartungsvoll an. Tako und Norman stehen auf, wobei Norman sich dazu entschließt die Stille zu beenden und zu fragen, was alle wissen wollen: "Und? Wie lief’s? Warum bist du hier?"


    Obwohl Resus genau diesen Empfang erwartete, überrumpelten ihn diese Fragen genug, dass er mit nur einer kurzen Antwort einfach an ihnen vorbei zu einem kleinen Spiegel an der Wand geht: "Wir haben uns verabschiedet und ich bin gegangen." Resus betrachtet sich im Spiegel und fährt sich kurz über’s Gesicht. Als er seine Lippen streift, erinnert er sich wieder an den Kuss mit Leila und auch an ihren Duft. Er wird jedoch schnell wieder aus diesen Gedanken gerissen und zuckt zusammen, als die flache Hand von Tako auf seinen Hinterkopf trifft. "Du Idiot! Ihr hättet irgendwo ungestört hingehen können, aber stattdessen…Wie ist es gelaufen?"


    Resus dreht sich mit erhobener Faust um und schaut jedem kurz in die Augen, um herauszufinden, wer ihn geschlagen hat, doch trotz dieser kurzen Wut, schafft er es nicht, das Lächeln von eben ganz zu verbergen, was den anderen, die ihn schon eine Weile kennen, als Hinweis reicht. Cain fängt daraufhin an zu kichern und senkt seinen Blick wieder zu den Aufzeichnungen, Norman grinst einfach nur und Tako lacht kurz auf: "Sie haben es doch getan!" Nun ist es Tako, der einen Schlag von Norman erhält. "Aber nein! Er hat sie wieder geküsst."


    Resus schmunzelt und schaut Norman direkt an, als er auf ihn zeigt. "Hey! Sie hat mitgemacht und ich denke mal, es hat ihr gefallen." Tako schlägt Resus auf die Schulter und grinst. "Natürlich hat es das! Sie dich an! Seit du dein altes Training wieder aufgenommen hast, siehst du wieder fast so gut aus wie ich." "Ich sehe besser aus als du, Tako", sagt Resus grinsend, während er auf sein Bett zugeht. Tako hebt die Arme und schaut abwechselnd zwischen Cain und Norman hin und her. "Also gut, beim nächsten Mal hauen wir hier ab, damit die beiden ungestört sind. Plan?"


    Resus kann über so was gerade nicht nachdenken. Er schmeißt sich auf sein Bett und legt die Arme hinter den Kopf, während er ins Leere starrt. Für Norman ist dies ein klares Zeichen dafür, dass Resus seine Ruhe habe will. "Ich denke, Resus braucht jetzt erst mal Zeit zum Nachdenken, Tako. Das können wir auch ein anderes Mal klären. Und wehe dir, du gehst zu ihr und quatscht sie an!" Tako schaut zu Resus und dann wieder zu Norman, ehe er mit den Schultern zuckt und sich die beiden wieder zu Cain setzen.


    Resus kann gerade nur noch an Leila denken, und fragt sich, ob sie auch gerade an ihn denkt, ob sie eine baldige Nachricht von ihm erwartet und ob das Treffen überhaupt richtig gelaufen ist, doch wenn er wieder vor ihr steht, wird er ihr vermutlich sagen, dass er sie sehr gern hat, wobei das wahrscheinlich klar ist. Er denkt an das Treffen zurück und an die Situation dort, die Blicke der anderen. Selbst ihn störten diese Blicke, auch wenn er das so nicht gezeigt hat. Sie erinnerten ihn an eine ähnliche Situation in einer Bar. Er hatte dort keine weibliche Verabredung, dennoch lernte er jemanden kennen. Resus runzelt die Stirn und wundert sich darüber, dass er gerade jetzt an diese Begegnung denken muss.

    ZI 19 n. E., drei Jahre waren ins All gegangen und Enob ist immer noch Navigator, doch mittlerweile auf einem anderen Schiff, dem DSD II Ensiferum. Es ist ein Jahr, das ihn bisher stark beeinflusst hat, psychisch wie auch körperlich. Mehrere Außeneinsätze haben ihn dazu gebracht, sein altes Training wieder aufzunehmen und seine Sinne zu schärfen, um im Fern- und Nahkampf so gut wie früher bestehen zu können.


    Der ,,alten Lady“, wie Enob sie immer nannte, dem ISD III Predator, ging es nicht sonderlich gut und so wurde es eben Zeit, sich nach einem neuen Schiff umzusehen. Bald stellte sich heraus, dass sich sein Admiral nach mehr als nur einem Schiff umsah, was dem Rest des Imperiums nicht gefallen wollte, und so verlangten die Umstände einer Verfolgungsjagd, durch das ehemalige Flaggschiff der Crew, von Enob, nun schichtleitender Navigator, seinen nun ehemaligen Arbeitsplatz bewegungsunfähig zu machen. Abgesehen davon wurde das Schiff, das eh nicht mehr viel aushielt, ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Dann kam ein Punkt in Enobs Werdegang, der für ihn die schwierigste Entscheidung seiner gesamten Karriere bedeutete: Er leitete den Sprung in den Hyperraum ein und mit ihm und der Ensiferum verabschiedete sich auch die Predator.


    Aufgrund seines Pflichtbewusstseins, aber auch aufgrund seiner eigenen Entscheidung, dem Archduke Admiral Hailfire weiterhin zu folgen, zogen sie mit der Ensiferum als Schwert der ,,Wahren Soldaten des Imperiums“ durch die Galaxis. Schon nach der ersten Ansprache des Admirals wusste Enob, dass es die richtige Entscheidung war, dem Imperium beizutreten und den Hyperraumsprung einzuleiten. Er vertraute auf sein Bauchgefühl, das ihm sagte, er wäre auf dem Weg in eine Zeit, gespickt von Freude und Freiheit.


    Diese Gefühle hatte Enob schon einmal verspürt, bevor er sie sich selbst genommen hatte; es war seine Zeit als Mandalorianer, mit der er sich so schnell nicht wieder auseinandersetzen wollte. Drei Jahre später war es dann soweit: Die Vergangenheit holte ihn ein. Es war eine ohnehin schwierige Phase seines Lebens zwischen der Zerstörung der Predator und der ersten Ansprache des Admirals, als er auf den Mandalorianer Atin Shun traf.


    Zwar sind sie sich schon vor dieser Phase begegnet, doch dieses Mal sollte es ernstere Konsequenzen haben. So plötzlich, so stark mit seiner Vergangenheit konfrontiert zu werden und zu erfahren, dass auch ein Mitglied seiner eigenen Kameraden Erfahrungen dieser Art hatte, war einfach zu viel für Enob. Obwohl dieser Mann nichts für Enobs vergangene Probleme konnte, so machte ihn Atins Verhalten gegenüber dessen ,,Kollegen“ und Lebensweise unfassbar wütend. Er machte Enob so blind vor Wut, dass er Glück gehabt hatte, aus einem Kampf mit Atin lebend hervorzugehen. Dank seiner Freunde und der Zeit allein im Krankenbett legte sich diese Wut wieder. Sie machte Platz für Enobs Entschlossenheit in dieser Sache. Nie wieder wollte er es so weit kommen lassen, sein Leben für einen, seiner Meinung nach, Idioten wie Atin Shun weg zu geben.


    Bisher wurden seine Versuche, mit Atin ein Gespräch zu führen, immer unterbrochen, jedoch hielt es Enob bis jetzt nicht für nötig, aufzugeben. Er war und ist noch nicht ganz fertig mit ihm und dem Verarbeiten seiner Vergangenheit, doch er weiß, dass er sich von nun an konzentrierter und selbstbeherrschter als sonst geben muss, um sich und andere nicht zu gefährden.


    Nun in rot-schwarz gekleidet, ist es wichtig für ihn, die Zeit mit seinen Freunden und seiner Familie zu genießen sowie sie mit aller Macht zu beschützen, auf dass seine Wünsche und die des Admirals irgendwann in Erfüllung gehen mögen.